Montag, 11. November 2013

Dabei sein, ist doch nicht alles

0:4 - so lautet am Ende das verheerende Ergebnis. Ein Triumph für die Engstirnigkeit der Nein-Sager. Ein Triumph ohne Weitblick, ohne Sieger, ohne den Mut zur Veränderung. Mit einem einstimmigen Votum haben die Bewohner der Stadt München (52,1 %) und der Regionen Garmisch-Partenkirchen (51,67 %), Berchtesgaden (54,02 %) und Traunstein (59,67 %) am zurückliegenden Wochenende dafür gesorgt, dass die Bewerbung für die olympischen Winterspiel 2022 in München und Umgebung, als vielleicht sogar Topfavorit für die Austragung, bereits in der Qualifikation kläglich scheiterte. Ich sage: eine vertane Chance! Denn wer ist jetzt eigentlich der Gewinner dieses Bürgerentscheides? Die NOlympioniken, die damit ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung der olympischen Idee und die Vetternwirtschaft im IOC gesetzt glauben, oder die drei Bauern, die nun fröhlich weiter vor sich hin Ihren staatlich subventionierten Eigensinn fortsetzen können, oder doch nur die handvoll Almwiesen-Grashüpfer-Käfer-Larven, die sich weiter unbeschwert in der unberührten Natur des Alpenmassentourismus bewegen können. Ich hab da so meine Zweifel. Den greisen Herren des IOC wird es wohl ziemlich egal sein, ob sich München, St. Moritz, oder sonst wer um die Austragung der Spiele bemüht, solange sich Alternativen wie Sotchi (2014), PyeongChang (2018), Almaty, Peking oder Lemberg als Ausrichter für die Propaganda-Spiele anbiedern. Denen geht es doch ebenso wenig um den Sport, wie den Geldgeiern des IOC. Da erbauen sich dann ein paar Funktionäre, Oligarchen und Parteioberen ihre eigenen Denkmäler aus Beton und laden sich für zwei Wochen die Weltelite des Sports zur eigenen Unterhaltung ein. Der gemeine Pöbel darf, so er es sich denn überhaupt leisten kann, zu Wucherpreisen noch etwas die Kulisse auffüllen und den Herrschern über die Spiele huldigen. Schon irgendwie lustig - Hinz und Kunz wird im Vorfeld von so einer weitreichenden Entscheidung gefragt: Wildgewordene Naturschützer, die sich gern mal für sündhaft teure, steuergeldfinanzierte Wildwechselbrücken oder Krötentunnel einsetzen, die nie auch nur ein einziges Reh, Wildschwein oder Unkentier über-, bzw. durchqueren wird. Großgrundbesitzer, die für einen begrenzten Zeitraum (Winter) ihre Felder nicht beackern könnten und dafür noch fürstlich entschädigt worden wären. Stadtbewohner, die nach einem halben Jahrhundert mit der Sanierung der urbanen Infrastruktur und der Reaktivierung von innerstädtischen Brachflächen hätten rechnen können. Die Einzigen die keiner Fragt, ach, die bei dem ganzen Hickhack komplett ignoriert werden, sind diejenigen, für die diese globale Großveranstaltung eigentlich gedacht ist - die Sportler. Die dürfen für die Lobbyisten vielleicht noch Ihr Gesicht in die Kamera halten, aber wenn es darum geht sie zu unterstützen, sind die Anzugträger auch ganz schnell wieder im Off verschwunden. Tauchen erst dann wieder auf, wenn einer der Gladiatoren NUR Zweiter wird und die vorab zusammengezählten Medaillen nicht erreicht werden. Es ist halt irgendwie einfacher, die Schuld immer den anderen zuzuschieben und hinterher haben es dann sowieso, alle schon vorher besser gewusst. Diese Art der Politik - erstmal abwarten, dann nichts tun und warten bis sich keiner mehr darüber aufregt - funktioniert scheinbar nicht nur beim Regieren, sondern hat inzwischen auch ihren Platz in den Köpfen einer trägen Bevölkerung gefunden. Getreu dem Motto: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen! sind wir, laut demokratischen Beschluss, zwar gegen die Kommerzialisierung der Olympischen Idee, machen deshalb nicht mit. Was aber die anderen lupenreinen Demokraten machen, interessiert uns dann auch nicht. 
Die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 wäre die Chance gewesen, dem Entscheidungs-Komitee eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Bewerbung vor die Füße zu knallen, die Ausrichtung eines medialen Großereignisses im Einklang mit Sportlern, Zuschauern und Natur als "alternativlos" zu propagieren und die grauen Eminenzen zu einem generellen Umdenken zu bringen. Um etwas zum Positiven zu verändern, muss man FÜR eine Sache sein. DAGEGEN sein ist immer einfach!
Was sind nun die Konsequenzen aus der Ablehnung der Olympiabewerbung? Die bereits vorhandenen Sportstätten, wie die Skisprunganlagen und Skipisten in Garmisch, die Biathlon- und Langlaufarena in Ruhpolding, das Eisstadion in Inzell, die Rodel- und Bobschlittenbahn am Königssee, müssen nun durch die Vereine erhalten, saniert oder ausgebaut werden, um auch in Zukunft Weltcup-tauglich zu bleiben. Die Infrastruktur von München gen Süden, in die Tourismushochburgen und Skigebiete, bleibt weiter unzureichend und bröckelt so vor sich hin. Ebenso wie das unter Denkmalschutz stehende Olympiastadion, das weiterhin sein Gnadenbrot als gelegentlicher Veranstaltungsort fristet, oder die Münchner U-Bahn, die der Berliner bald in nichts mehr nachsteht. Am schlimmsten ist aber, dass einem mehr als wintersportbegeisterten Publikum in Deutschland (und dem gesamten Alpenraum) die Möglichkeit genommen wird, dieses Event einmal Live mitzuerleben oder gar aktiv daran mitzuwirken, nur weil einige Lobbyisten davon überzeugt sind, dass etwas besser wird, wenn sich nichts ändert. Und noch schlimmer, einer ganzen Sportlergeneration dadurch die Möglichkeit verwehrt wird, ihre Randsportartenkarriere mit einem absoluten Highlight zu krönen. Durch ihre Leistungen, die Begeisterung für ihre allergrößte Leidenschaft auch direkt an folgende Sportlergenerationen im eigenen Land weitergeben zu können und nicht zuletzt uns als Zuschauer zum mitfiebern, mitleiden und mitjubeln zu bringen.

Samstag, 19. Oktober 2013

Mein Zug bleibt heute im Bahnhof, ich nehm den Bus!



Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und für all diejenigen, die nicht unbedingt immer die halbe Welt umrunden wollen, sondern sich mal für - frei nach Reinald Grebe - "Urlaub in Deutschland, Urlaub in der Region..." entscheiden, gibt es seit kurzer Zeit eine Alternative zu Auto, Flugzeug und Bahn: Fernbusse! Jetzt hatte auch mich ganz spontan das Fernweh gepackt und ich musste mal wieder raus aus der Hauptstadt, aus dem Flachland am Besten in die Berge ... also nix wie ran an die Reiseplanung! Auto hab ich keins - okay hätte man mieten können, wollte ich aber nicht. Flugzeug fiel mangels geeigneter Landemöglichkeiten im Zielgebiet aus. Blieben noch Bahn oder Bus. Also schnell recherchiert, wie man mit dem Zug möglichst weit gen Süden der Republik gelangt. Und was bietet sich als Ziel besser an, als der südlichste Bahnhof Deutschlands. Ergebnis: knapp neun Stunden, minimal einmal Umsteigen (je nach Verbindung aber gern auch drei Mal) und alles zum Schnäppchenpreis von 129 Euro. Ein Angebot, dass mich jetzt nicht direkt überzeugte. Die Chance für alle Fernbusreisenanbieter. Schnell dufte ich, ein bisschen überrascht, feststellen, dass das Streckennetz tatsächlich schon so einiges hergibt. Und eines der Unternehmen bietet sogar eine Direktverbindung von der Hauptstadt bis in das kleine, von mir auserwählte, Alpenstädtchen an. Zeitlich konnte man jetzt natürlich keine Wunder erwarten, aber der Unterschied ist mit etwa eineinhalb bis zwei Stunden mehr als mit der Bahn im Endeffekt auch nicht so entscheidend. Der Hammer dann aber beim Peis: für einen Bruchteil (ungefähr ein Fünftel) des Bahnpreises bis in den letzten Zipfel Deutschlands reisen und das zum versprochenen gleichen Komfort. Also warum nicht mal etwas Neues ausprobieren. Und so wurde meinfernbus zu meinem Fernbus. Schnell und total unkompliziert (nächster Vorteil gegenüber DB) das Onlineticket gebucht und nur vier Tage später sollte die Abenteuerreise losgehen. Angekommen am Busbahnhof irgendwie im Gewusel den richtigen Bus finden und zum Einchecken den Fahrer ausfindig machen, was sich etwas schwierig gestaltete, da er sich in der Masse der Fahrgäste ziemlich gut getarnt hatte. Selbiger fragt mich dann nur nach meinem Namen und dem Reiseziel und ich kann, nachdem meine Tasche ihren Weg in den Laderaum gefunden hat, einsteigen und mir einen freien Platz suchen. Etwas unerwartet war der Bus zu gut zwei Dritteln voll und damit doch recht gut besetzt. Tipp: frühes Kommen sichert gute Plätze. Bevor es auf die Strecke geht, vergewissert sich der Busfahrer noch schnell, ob alle angemeldeten Mitfahrer an Bord sind - hätte sonst garantiert noch ein paar Minütchen gewartet. Türen zu und los. Es folgen eine kurze Begrüßung und einige Instruktionen (Kaffee, Snacks, Toilette, Pausen, etc.). Den Rest der Fahrt lässt der Fahrer seine Passagiere dann ziemlich in Ruhe. Hab ich auch absolut kein Problem mit, genau wie alle anderen Mitreisenden, die sich rasch in Bücher, Smartphones, Laptops, Lunchboxen oder IPods vertiefen und so ist es insgesamt doch relativ ruhig. Man hat also auch die Chance auf ein Nickerchen. Auch sonst reist man ziemlich komfortabel. Die Sitze sind bequem, die Beinfreiheit mit 38 cm durchaus gut und das versprochene, freie Wlan funktioniert im Grunde ohne Probleme. Steckdosen sind ebenso vorhanden. Auch optisch haben die Busse nichts mehr mit den wild-gemusterten Rentner-Butterfahrten-Transportern gemein. Keine zerschlissenen Polster, vergilbten Kopfteilüberzieher, wackeligen Klapptische, oderdurch gesessenen Sitze. So weit so gut. Allerdings läuft auch bei den Bussen nicht alles reibungslos. Vor Verspätungen ist man hier logischer Weise ebenso wenig gefeit, wie bei der Bahn und unkaputtbar sind die Vehikel natürlich auch nicht. Meinfernbus.de, aktuell der Anbieter mit dem größten Streckenangebot, kooperiert im gesamten Bundesgebiet mit den verschiedensten Busreise-Veranstaltern und ist so in der Lage bei technisch bedingten Ausfällen schnell zu reagieren und für Ersatz zu sorgen, wie ich feststellen durfte. So wurde auf der Hinreise ein Bus wartungsbedingt, auf der Rückreise wegen Winterreifenwechsel kurzer Hand ausgetauscht - gänzlich ohne Verspätung. Zugegeben, elf Stunden Busfahrt sind dann auch irgendwann genug und nicht mal eben schnell auf einer Arschbacke abgesessen. Da ist man dann für jede kleine Pause dankbar, in der man sich mal ein paar Meter bewegen oder - als alter Nikotinjunkie - schnell einen Glimmstängel inhalieren kann. Letztendlich kommt man dann aber doch wohlbehalten am gewünschten Ziel an. 
Mein Fazit: Busfahren kann tatsächlich eine echte Alternative zur Bahn sein, immer abhängig von der Länge der Strecke und natürlich der Qualität der Verbindung. Ob und wie zum Beispiel das Umsteigen bei den Fernbussen funktioniert kann ich nicht wirklich beurteilen, jedoch schien die Kommunikation zwischen Fahrern und Zentrale zu stimmen und bei Bedarf entsprechend zügig und flexibel reagiert werden können. Vergleichen und auch mal selbst ausprobieren schadet auf jeden Fall nicht. Was einem dann am Ende persönlich wichtiger ist, Geld oder Zeit sparen, bleibt jedem selbst überlassen. In diesem Sinne ... Gute Fahrt!

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schöner wohnen im TV... Part #2



Apropos schöner wohnen im TV. Im Vorabendprogramm eines deutschen Kabelfernsehsenders lief vor kurzem ein neues Format an: "Mein Zuhause, dein Zuhause". Hier treffen, nach dem gleichen Prinzip wie beim Perfekten Dinner oder der Shopping Queen, jede Woche fünf verschiedene Menschen auf einander und zeigen sich gegenseitig ihre tollen Wohnungen, Häuser, Lofts, Apartments und dürfen sich dann abschließend bewerten. Und da ich ja durchaus ein gewisses Interesse für Inneneinrichtung hege, war meine Neugier zu sehen, wie man seine eigene Bude eventuell auch einrichten kann und irgendwie auch meine voyeuristische Seite angestachelt und so saß ich dann vor der Glotze und schaute gebannt den Start der neuen Sendung. Voller Vorfreude auf stylische, kreative, durchdesignte oder auch nur extrem originelle Einrichtungsstile legte ich sogar die Fernbedienung beiseite und dann DAS! Da zeigen die in der ersten Folge eine völlig chaotische Studenten-Musiker-WG, deren kreatives, innenarchitektonisches Highlight tatsächlich darin bestand, dass jeder Bewohner sein Zimmer der Altbauwohnung anders gestaltet hat und ein Schlagzeug im Wohnzimmer stand. Dementsprechend wurde das Ganze dann auch von den anderen (leicht abgedrehten) Wettbewerbern als konzeptlos benotet und endete mit Vorwürfen über mangelnde Sauberkeit. Naja, nicht wirklich das was ich erwartet hatte, aber immerhin kam doch die ein oder andere Erinnerung an die eigene WG-Zeit zurück. Zudem versprach die Vorschau auf die nächste Folge dann doch eine perfekt gestylte Wohnung und so sollte die Sendung zumindest noch ihre zweite Chance bekommen. Und in der Tat, in Folge Nummer zwei wird eine komplett im weiß gehaltene, extrem cleane und fast futuristisch eingerichtete Maisonettewohnung präsentiert. Bis auf ganz wenige Farbakzente ist hier wirklich alles weiß: die Möbel, die Wände, sämtliche Deko und sogar die Blumen. Ach ja die Katze auch. Zugegeben, man muss das mögen, wirkt ja schon etwas kühl und unpersönlich. Doch Konzept und Style sind konsequent umgesetzt und außergewöhnlich ist es auch. Schon eher das, was ich erwartet hatte. Tag drei wird groß angekündigt als Ayurveda-Feng-Shui-Buddha-Wohntraum und ist letztendlich an Unoriginalität nicht mehr zu überbieten. Gelbe Wände, unzählige Buddha Statuen und ein paar Räucherstäbchen sollen zwar asiatischen Charme versprühen, sind aber eher traurige Zeugen mangelnder Kreativität und wirken bedauerlicher Weise nur gewollt aber nicht gekonnt. Die Besichtigung der vierten Wohnung verpasse ich, wie sich in der Rückblende feststellen lässt, zum Glück. Beim Wochenabschluss bin ich dann aber wieder mit dabei und bekomme eine zum Kitschschloss, von oben bis unten mit Dekoelementen zugepflasterte Altbauwohnung, vorgestellt. König Ludwig II. wäre bei dem Anblick vermutlich vor Neid erblasst. Wirkt fast wie ein Museum, nur bunter und etwas mehr Durcheinander. Interessanter Weise ist ausgerechnet das Schlafzimmer des Schlossherren nahezu in schlichtem Weiß gehalten und wirkt daher beinahe wie ein Fremdkörper und die Frage sei gestattet: Findet der Bewohner den Rest seiner Wohnung selbst wirklich wohnlich. Ende der Woche war ich dann doch eher enttäuscht von dem neuen Format und über das Wochenende war die Wohnschau auch recht zügig wieder vergessen. Bis ich am Dienstag beim zappen wieder darüber stolperte und was ich da sah ... mir fehlen die Worte. Eine Bude vollgeramscht mit allem möglichen Tinnef, alles kunterbunt, ein Sammelsurium der Geschmacklosigkeiten, bevorzugte Farbe rosarot und überall Aufkleber und Wandtattoos, obendrein allem Anschein nach noch komplett versifft. Man möchte sogar als Zuschauer schreiend aus der Wohnung rennen und schnell die dicke "Schöner Wohnen"-Tante von RTL anrufen. Oder besser noch... gab es nicht auf einem anderen Sender irgend so ein Messie-Team??? Die Krönung ist dann aber, als eine der Kandidatinnen, die den Zwischenblenden zufolge selbst in einem Haus vollgestopft mit Kuscheltieren wohnt, über das ganze herzieht. Köstlich und ich glaube der Moment, in dem mir die Ironie dieser Sendung erst bewusst wird. Für den nächsten Tag wird schließlich noch ein Architektenhaus angekündigt - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich bleibe hartnäckig und schalte erneut ein. Mein Hang zum Voyeurismus stellt sich jedoch immer mehr als Hang zur Selbstkasteiung heraus, denn das Architektenhaus versprüht den Charme eines, wie soll ich sagen, eines nullachtfünfzehn Musterhaus. Der Wellnesstempel entpuppt sich als großzügiger, weiß gekachelter Raum mit integrierter Baumarktsauna und Plastikliege. Ich bin dem Heulen nah. Jetzt ist in dem Haus nicht alles schlecht. Ein offen gestalteter Eingangsbereich mit freischwebender Treppe, ein zu drei Seiten offener Kamin, stilvoll gewählte Tapeten als partielle Farbtupfer und die Küche haben sich die Hausherren auch einiges kosten lassen. Aber alles wirkt vom Gesamteindruck her irgendwie unfertig, steril und halbherzig. Den letzten Rest gibt mir die lilafarbene, nackte Wand im Wohnzimmer. Doch bevor mir endgültig die Tränen kommen, ist zum Glück Schluss und ich beschließe - da morgen die Durchgeknallte mit den Kuscheltieren dran ist - ich schaue wieder rein. Allerdings nicht ohne vorher ordentlich Alkohol kalt gestellt zu haben, mich vor allem auf die Lästereien und hämischen Kommentare zu freuen. Gesagt getan, Gläser gefüllt (okay schon das zweite Mal nachgefüllt - sicher ist sicher!) und eingeschaltet... aber da ist nicht die Kuscheltiertante... da läuft ja was ganz anderes! Ich bin verwirrt und wälze die Fernsehzeitung, schaue im Videotext nach und suche im Internet. Nichts! Haben die die Sendung einfach abgesetzt. Dabei waren doch vier Wochen à fünf Folgen geplant und nach acht Shows ist einfach Schluss? Gut so... da hatte wohl doch jemand ein Einsehen und vermisst hat es bis jetzt ganz offensichtlich auch niemand. Wenn das mal mit anderen Formaten auch so schnell funktionieren würde.

Freitag, 27. September 2013

Ruft die Müllabfuhr, der Container ist voll!



War ich doch gerade ganz wild, aber völlig unbedarft, am durch die TV-Landschaft zappen, als mir − wie aus heiterem Himmel − plötzlich sprichwörtlich alles aus dem Gesicht fällt. Was war passiert? Richtig, ich bin fataler Weise bei Promi Big Brother hängen geblieben. Glücklicher Weise habe ich, wie ganz offensichtlich die aller meisten Menschen, bisher nicht eine Minute meiner kostbaren Zeit damit verschwendet und − nach dem kurzen Eindruck − werde ich auch definitiv nicht eine weitere Sekunde damit verschwenden, mir diesen Rotz anzusehen. Dennoch muss ich kurz über das schockierende Erlebnis berichten und mir den Kummer ganz rasch von der Seele schreiben. Dabei kann ich mich nur auf die Dinge beziehen, die mich allein in dieser kurzen Sequenz zutiefst erschütterten und die bis dato mittels diverser Sekundärmedien unvermeidlich auf mich einwirkten. Hier also ein paar der in mir aufgekommenen Fragen zu dem unsäglichen Versuch von Sat.1, eine bereits abgewrackte und im wahrsten Sinne des Wortes komplett ausgenudelte TV-Sendung aus dem letzten Jahrzehnt, wiederzubeleben.
Erstens:
− Wer zum Henker sind diese "Promis"?
Zweitens:
− Muss das sein?
Drittens:
− Wieso heißt das Promi Big Brother und nicht Ganztagsüberwachung gescheiterter Existenzen?
Viertens:
− Moderieren die Show jetzt Dick und Doof oder Dumm und Dümmer?
Fünftens:
− Warum gehen der Semmelrogge aus dem Knast in den Knast und die Jenny von einer Klapse in die nächste? Gewohntes Umfeld?
Sechstens:
− Werden kalifornische Rettungsschwimmer wirklich so schlecht bezahlt, dass sie sich im deutschen Fernsehen prostituieren müssen? Ich fordere die Einführung eines Mindestlohns!
Siebtens:
− Apropos Mindestlohn: Wenn Sat.1 schon Zuschauer kaufen muss, damit es nicht ganz so offensichtlich ist, dass sich kein Schwein für die Sendung interessiert. Sind dann 30 Euro für sechs Stunden Begeisterung vortäuschen nicht etwas knapp kalkuliert?
Achtens:
− Sollte man als Produzent nicht lieber das eigene Scheitern eingestehen, ein wenig Restwürde bewahren und der Show selbst den Stecker ziehen, statt dieser rothaarigen Mediennutte noch eine Plattform zu bieten?
Neuntens:
− Muss man die Insassen wirklich auch wieder raus lassen oder reicht es die Kameras abzustellen und von außen abzusperren? 
Und Zehntens:
− Ist es bald vorbei und kommt es auch garantiert nie wieder?

PS: Ich hasse Winkekatzen!!!

Montag, 16. September 2013

Qualkampf / Wahlkrampf



Lange, lange hat es gedauert und man musste schon fast den Eindruck gewinnen, so richtig gewinnen will die Bundestagswahl gar keiner. Doch drei Wochen vor dem Urnengang fiel dann mit dem TV-Duell doch noch der mediale Startschuss für den sogenannten Wahlkampf. Die Regierungsparteien selbst haben den Ball bis dato komplett aber mal ganz flach gehalten und im Grunde genommen nichts gesagt. Getreu ihrem Regierungsmotto gucken was so passiert, dann erst mal abwarten, dann hoffen das sich keiner ernsthaft darüber echauffiert und zu guter Letzt warten bis sich die Aufregung wieder gelegt hat oder die Schuld den anderen zuschieben. Die große Oppositionspartei hingegen zeigte sich zwar stets bemüht versemmelte aber nach allen Regeln der Kunst schon die Wahl ihres Spitzenkandidaten und schoss sich, durch individuelle "ich-lehn-mich-jetzt-mal-ganz-weit-aus-dem-Fenster-Aktionen" der Parteiführung, quasi ein Eigentor nach dem anderen. Dem konnte natürlich auch der eigentliche Kanzlerkandidat in Nichts nachstehen und nutzte ausnahmslos jede Möglichkeit um mit vollem Anlauf und beiden Beinen voran in jedes sich nur bietende Fettnäpfchen zu springen. Das wurde natürlich sowohl von den politischen Gegenspielern, als auch von den Medien bis zum Rande des guten Geschmacks ausgenutzt und zum Super-GAU hochgekocht. Von dieser Untätigkeit und Selbstzerstörung haben vor allem die kleinen Parteien profitiert die Grünen und die Linke waren fast auf Augenhöhe mit der SPD. Die FDP gab es nicht mehr und Piraten und Alternative Front Deutschland waren als Newcomer auf gutem Wege in den Bundestag. Bis, ja bis selbige dann versuchten ihre eigene politische Zukunftsplanung zu kommunizieren. Die einen hatten mit Natur und Umwelt zwar ihre Kernkompetenzen, haben diese aber auf der Strecke liegen lassen und versucht sich auch auf anderen Gebieten zu profilieren. Andere haben es mal wieder mit einem eher national orientierten Programm versucht, aber das kommt in Deutschland irgendwie auf Dauer auch nicht so richtig gut an. Wieder andere hatten erst gar kein Konzept, haben sich dafür aber mit zahlreichen Shitstorms quasi selbst geentert um am Ende auf das äußere Erscheinungsbild ihrer Piratenbräute reduziert zu werden. Blieb schließlich noch die Linke die den Alteingesessenen gefährlich hätte werden können, aber gegen die hilft im Zweifel ja immer noch der allseits beliebte "Stasi-DDR-Sozialismus-Joker". Ach Mensch, hätt' ich doch fast die FDP vergessen, aber die preschen ja mit Dirndl-Brüderle und Phipsi Rösler voran und setzen inzwischen wohl verstärkt auf Mitleidsstimmen am 22. September. 


Aber wie gesagt, das war vor dem TV-Duell! Die amtierende Bundeskanzlerin Angie Merkel trifft im Redewettstreit auf ihren wohl stärksten Herausforderer Peer Steinbrück. Und sie hat alles versucht, um dieses Aufeinandertreffen zu vermeiden, hat bis zu diesem Tag nicht ein einziges Mal den Namen des SPD-Kandidaten in den Mund genommen, geschweige denn auf ihn oder provokante Aussagen in irgendeiner Form reagiert. Und wäre es nach ihr gegangen, hätte man auch das TV-Duell weglassen können. Am Ende musste sie dann zumindest einmal ran, zur besten Sendezeit und gleich auf vier Kanälen, die alle je einen Fragensteller in die Arena werfen und damit an diesem TV-Event teilnehmen durften. Und wie gern hätte ich schon über dieses Fernsehereignis berichtet, wie Maybrit Illner, Anne Will, Peter Klöppel und Stefan Raab die beiden Spitzenkandidaten mit Fragen löchern, sie zu klaren Aussagen drängen, sie vielleicht sogar aus der Reserve locken. Oder wenigstens sehen zu können, wie sie versuchen die potentiellen Wähler mit Argumenten davon zu überzeugen ihr Kreuzchen an der - aus ihrer Sicht - richtigen Stelle zu machen oder zumindest die großen Wahlversprechen aufzählen. Nun ja, ein klein bisschen davon gab es, aber im Großen und Ganzen hat sich Mutti ausnahmsweise Mal erst die Fragen angehört, bevor sie sie nicht beantwortet, um dann alles schön zu reden und Erklär-Peer musste natürlich - schon aus Prinzip - widersprechen, hat aber zumindest versucht zu argumentieren und die Fragen zu beantworten. Das scheinbar von vielen erwartete wilde Durcheinandergebrüll, wüste Beschimpfen und Schlammcatchen-bis-einer-heult blieb dann allerdings, nur wenig überraschend, aus. Unter dem Strich blieb eine Regierungschefin, die Steinbrück wie verrückt um eine große Koalition anbaggert und final sogar so weit geht und ihrem aktuellen Koalitionspartner ihr vollstes Vertrauen ausspricht. Und alle wissen was das heißt! Wenn nicht, fragt nochmal schnell bei den Herren Jung, zu Guttenberg, Wulff, Brüderle, Röttgen und Frau Schavan nach.  
Nach dieser doch eher Kuschelveranstaltung startete nun aber endlich der Wahlkampf in seine heiße Phase und schon tags darauf lieferten sich die Spitzenkandidaten der Kleinen ihren eigenen TV-Dreikampf und boten dem Zuschauer endlich wildes Gebrüll und wüste Beschimpfungen. Brüderle, Gysi und Trittin sind halt noch von der alten Schule. Dementsprechend kamen die Moderatoren natürlich noch weniger zu Wort, aber es war ordentlich Stimmung in der Bude. Von nun an verging kein Tag an dem nicht irgendein Politiker in irgendeiner Talkshow irgendeine Neuigkeit zu verkünden hatte, die ein anderes Parteimitglied am Folgetag dann schnell wieder verwarf. Aber es ist ja mehr als bekannt, dass sämtliche Wahlversprechen ihre Gültigkeit sowieso mit dem Wahltag verlieren. 
Grundsätzlich Neues gab demzufolge dann auch nicht zu vermelden: Bei der CDU meldet sich, wenn überhaupt nur die Kanzlerin höchst selbst zu Wort und erklärt, wie toll die Regierung doch ist und wie gut es uns allen geht. Die FDP dackelt brav hinterher und nickt zustimmend. Das führt in der Tat dann dazu, dass die SPD, sich redlich mühend, leichten Rückenwind bekommt und Peer Steinbrück mit seiner Schlagfertigkeit und forschen Art in der Wählergunst aufholt. Nur ab und zu kramen die Unionsanhänger noch die ollen Kamellen vom holprigen Wahlkampfstart des Problem-Peers hervor, sitzen dass sonst aber ganz entspannt aus. Der Abstand scheint groß genug und es läuft ja im Grunde so, wie Mutti sich das wünscht. Lediglich der CSU-Horst aus dem Süden der Republik muckt gelegentlich auf, was aber daran liegt, dass er am letzten Wochenende vor der Bundestagswahl noch eben schnell seine Alleinherrschaft über den Sonnenstaat Bayern erobern wollte. 
Für die wirklichen "Highlights" des Wahlkampfes sorgen die anderen Parteien: Renate K. aus Berlin plädiert für den Veggie-Day und erweist ihrer Partei damit einen Beerendienst. Die FDP glänzt bei der Erstellung ihres Wahlwerbespots und lässt in diesem dieselbe Familie durchs Bild radeln, wie die NPD in Ihrem Wahlwerbevideo und ein finnischer Quarkhersteller in seinem Werbefilmchen. Aber auf die, die schon am Boden liegen, soll man ja nicht mehr einschlagen. Die Piraten hingegen haben sich schon ordentlich an die politischen Gepflogenheiten angepasst und versprechen denen, die überhaupt noch hinhören, das Blaue vom Himmel, um schon beim vorsichtigstes Nachfragen jedoch derart ins Schleudern zu geraten, dass man auch die nicht ernst nehmen kann. Immerhin haben die schöne bunte Wahlplakate, aber was soll mir die Katze und der Spruch "Macht Lack! Mein Dope ist alle." eigentlich sagen? Das wird beim Wahlkampf-Limbo nur noch von der Jungen Union geschlagen, die ein Plakat entworfen hat unter dem Motto: "Ohne Mutti ist alles doof! - Mittelstand doof, Sparen doof, Leistung doof, Sicherheit doof, usw." Hauptsache den Wahlbürger schön für dumm verkaufen - früh übt sich...
Die Linke hingegen beschränkt sich darauf, Frau Wagenknecht im Fernsehen immer gut aussehen und Herrn Gysi reden zu lassen. Der kleine Kampfzwerg läuft auch regelmäßig zur Höchstform auf und wirft liebend gern mit Zahlen und Statistiken um sich, die von den Anderen, wie sollte es auch anders sein, postwendend mit komplett Gegenteiligen Zahlen und Statistiken widerlegt werden. Dabei teilt er verbal auch gerne aus, dummer Weise immer nur gegen die potentiellen Koalitionspartner, die daraufhin beleidigte Leberwurst spielen und um nichts in der Welt mit dem kleinen Gregor spielen wollen. Die von der AfD scheinen ihr Thema bereits im Vorfeld komplett ausgereizt zu haben und haben schon eingesehen, dass weiteres Mühen nicht groß lohnt. Steinbrück dagegen hat Lunte gerochen und lässt nun nichts mehr unversucht. Er nutzt jede Möglichkeit um noch etwas Aufmerksamkeit und eventuell noch Stimmen zu generieren, koste es was es wolle. Tritt bei Circus HalliGalli auf und lässt sich für ein SZ-Interview mit Stinkefinger ablichten. Ganz im Gegensatz dazu Phipsi Rösler, der den Schwanz einzieht und ein provokantes Interview mit der taz dann lieber doch nicht frei gibt. Solche Hosenscheißer haben in der Politik beim besten Willen nix verloren.
Das sieht man auch in Bayern so, womit ich nochmal kurz zurück zur dortigen Kaiserkrönung ... ähhm ... ich meine natürlich Landtagswahl komme. Da scheint Seehofers Alleinherrschaft für die meisten Bajuwaren dann doch das kleinere Übel zu sein. Mit dem Ergebnis, dass die Liberalen in Bayern gar nicht mehr mitspielen dürfen und nun urplötzlich befürchten, dass ihnen dasselbe Schicksal auch auf Bundesebene blüht. Das wiederrum lässt Phipsi nochmal aus der Ecke hervor kläffen und das Märchen vom Rot-Rot-Grünen Schreckgespenst erzählen und um Mitleid, Gnade und Leihstimmen winseln. Doch die CDU wollen sich die Butter eigentlich auch nur ungern vom Brot nehmen lassen.
Egal, ich hab meine Kreuzchen schon gemacht und auch wenn DIE mit meiner Stimme ab demnächst eh machen, was sie wollen, ich darf dann wenigstens drüber meckern!