Mittwoch, 29. Mai 2013

Everest for everyone

View to the top of the world

Es steht außer Frage, sie etwas magisches, Chomolungma, die Muttergöttin der Erde. So zumindest wird sie von den Sherpas genannt, doch besser bekannt ist dieser Berg, dank eines britischen Landvermessers, als der Mount Everest. Achttausendachthundertfünfzig Meter pure Faszination. Vor genau sechzig Jahren gelang dem Neuseeländer Sir Edmund Hillary, gemeinsam mit dem Sherpa Tenzing Norgay, am 29. Mai 1953 die Erstbesteigung des höchsten Punktes der Erde. Und seit jeher ist das Dach der Welt, gerne auch als der "dritte Pol" bezeichnet, Anziehungspunkt für Bergsteiger, Abenteurer und sonstige Verrückte, also auch mich. Jetzt habe ich persönlich zwar noch nicht oben gestanden und werde es vermutlich auch nie, denn ehrlich gesagt wäre mir das dann doch zu anstrengend. Aber ich bin ihm schon verdammt nahe gekommen, befand mich sozusagen auf Augenhöhe mit dem Gipfel - das ist jetzt der Punkt an dem ihr kurz neidisch sein könnt! - und diesen Augenblick werde ich sicher auch niemals vergessen. 


Doch weil ich diese Schönheit genießen durfte, oder auch gerade deswegen, bin ich von den aktuellen Berichten rund um den Everest massivst verstört. Man liest von "Stau", "Prügelei", "Aufstieg über Leichen", "Massentourismus". Das hat mit Bergsteigen, mit Exklusivität, mit außergewöhnlicher Leistung nichts mehr zu tun. Diese Meinung vertreten auch echte Alpinisten, wie der wohl bekannteste, Reinhold Messner, der Anfang Mai 1978, zusammen mit Peter Habeler, als erster den Berg gänzlich ohne künstlichen Sauerstoff erklomm. Eine Meisterleistung die bis heute nur weniger als 200 Menschen überhaupt vollbracht haben. Dabei erwartet man alleine in diesem Jubiläumsjahr circa 600 Gipfelstürmer, ein gigantische Zahl, wenn man sich überlegt, dass es pro Saison nur etwa fünf bis zehn Tage gibt, an denen ein Aufstieg bis zum Gipfel überhaupt möglich ist. Das es dann trotz perfekter Bedingungen, bestens vorbereiteter Infrastruktur und Rund-um-sorglos-Paket der Expeditionsanbieter zu Staus auf der Autobahn zum Dach der Welt kommt, kann man sich dann schon recht gut vorstellen. Aber ist DAS dann noch etwas Besonderes, Einzigartiges?
Bis 2012 sind nun bereits mehr als 6200 Gipfelerfolge verbucht, bis 1998 waren es nur knapp über 1000. In den fünf Folgejahren wurde die Zahl etwa verdoppelt, in den nächsten fünf Jahren bis 2008 erneut und in den letzten vier Jahren sind weitere 2000 Menschen bis auf die Spitze gelangt. Das klingt jetzt natürlich fast so, als wäre es auch nicht die allergrößte Herausforderung die 8850 Meter zu erklimmen - und aus bergsteigerischer Sicht stimmt das wohl auch - aber die meisten derer, die heutzutage den Everest bezwingen wollen, ignorieren scheinbar die tatsächlich Gefahr der Todeszone (ab etwa 8000 Metern Höhe) und riskieren, unter dem Gefühl der Sicherheit der Masse, ihr eigenes Leben und damit auch das der anderen. So muss man fast sagen, das "zum Glück" Jahr für Jahr einige dem Berg zum Opfer fallen und damit vielleicht auch die Vernunft bei einigen zurückkehrt. Die Zahl der tödlich Verunglückten hat inzwischen die 200 überschritten und einige Leichen werden wohl für immer am Everest zurückbleiben.

Quelle: http://blogs.dw.de/abenteuersport
 
Doch nicht nur die Todesopfer bleiben häufig am Berg zurück, viel dramatischer ist der gigantische Müllberg, der sich inzwischen angesammelt hat. Schätzungen zu folge, ist die höchste Müllkippe der Welt bereits 600 Tonnen schwer. Alte Zelte, Sauerstoffflaschen, Medikamente, Essensreste und Verpackungen bleiben in schöner Regelmäßigkeit zurück. Glücklicher Weise gibt es in den letzten Jahren in diesem Punkt ein leichtes Umdenken. So wurde unter anderem von der nepalesischen Regierung eine Art Müllpfand eingeführt, der nur zurückerstattet wird, wenn aller Müll wieder ins Tal geschleppt wurde. Außerdem werden immer häufiger so genannte Säuberungs-Treks organisiert, bei denen Gruppen losziehen, um Müll in den Basiscamps zu sammeln und zum recyclen ins Tal zu schaffen. Sehr vorbildlich und lobenswert! Doch was den Massenansturm auf den Everest und das Basiscamp auf 5400 Metern angeht befindet man sich ziemlich massiv in der Zwickmühle. Zwar ist die Anzahl der Permits die Nepal jährlich für die Bergbesteigung vergibt, inzwischen auf 450 Stück begrenzt und so eine Erlaubnis kostet immerhin stolze 10.000 $, doch hat sich inzwischen natürlich auch ein ganzer Industriezweig rund um den Everest entwickelt. Und da Geld für die Bergsteiger, die etwa 75.000 $ für eine Expedition auf das Dach der Welt ausgeben, scheinbar keine Rolle spielt, für Nepal, eines der ärmsten Länder der Welt, jedoch schon, fällt es natürlich schwer, an dieser Stelle auf mögliche Einnahmen zu verzichten. Immerhin ist der Tourismus eine der größten Einnahmequellen dieses wunderbaren Landes. Und ja, einige der Sherpas, die für die Everesttouris das ganze Zeug schleppen, den Weg nach oben präparieren und ihr Leben auf's Spiel setzen, um Übermütigen ihren Traum zu erfüllen, verdienen gutes Geld mit ihrem Job. Aber sie sind nicht eure Sklaven! 
Ich kann nur jedem raten dieses tolle Land selbst zu bereisen, seine Kultur(en) zu entdecken, die atemberaubende Natur zu genießen und die verdammt freundlichen Menschen kennen zu lernen. Und nehmt auch die Hilfe der Sherpas an, wenn ihr auf Tour geht, redet mit ihnen, spielt mit ihnen Fußball. Aber überlegt euch bitte vorher, ob ihr wirklich eine Espressomaschine mitnehmen müsst. Und rammelt nicht alle nur zum Mount Everest, es schafft eh nur jeder fünfte nach ganz oben. Und ihr werdet vermutlich weder der Jüngste, der Älteste oder der erste Blinde, Bein- oder Armamputierte auf dem Gipfel sein (hat es alles schon gegeben), also schafft ihr es auch nicht in die Zeitung, maximal als Beitrag mit schwarzem Rahmen... und ist es das wirklich wert?

Sonntag, 26. Mai 2013

Spiel der Spiele

oder die gespaltene Nation

Wieder Samstag Abend und das nächste gigantische Medienspektakel. Diesmal ging es aber nicht um so etwas banales wie Musik, diesmal ging es um viel mehr! Es ging um Alles (mindestens)! Ein Art Glaubenskrieg um Leben und Tod zumindest in den Augen einer grenzwertig Bekloppter. Es ging um Fußball - es war Champions League Finale im Stadion zu Wembley. Und zum 150-jährigen Jubiläum des englischen Fußballverbandes hat man sich in das Mutterland des Fußballs zwei Teams aus dem Vaterland des Fußballs eingeladen. Eine überaus nette Geste. Die Ansetzung lautete also BVB gegen FCB, Borussia gegen Bayern, Herz gegen Kalkül, schwarzgelb gegen Schwarzgeld. Wie auch immer... Da ich mich nach dem Spiel allerdings in dieser Sache beim besten Willen nicht ansatzweise objektiv hätte äußern können, wenn ich mich überhaupt noch hätte äußern wollen, gestehe ich hiermit, dass ich große Teile dieses Textes schon vorab geschrieben hatte. Macht aber nix, denn seit dem Abpfiff der Halbfinals ging es tagtäglich um nichts anderes als dieses eine Spiel. Mehr als zwanzig Tage lang! 
Und jeden Tag gab es die spektakulärsten Neuigkeiten. Jeden Tag wurde von einem der Vereine ein Spieler für gigantische Millionenbeträge gekauft oder verkauft. Zählte man alles zusammen würden in der kommenden Saison die Hälfte der Dortmunder Spieler beim Finalgegner spielen, die andere Hälfte bei den beiden spanischen Topclubs und der Trainer wäre bei Manchester United gelandet. Doch Stand heute muss man feststellen: nahezu alles heiße Luft. Nichtsdestotrotz wurde man - egal ob Fußballfan oder nicht - hemmungslos auf allen Kanälen mit sämtlichen Details und Infos zugedröhnt. Rund um die Uhr wurde alles im Vorhinein analysiert und zerpflückt von der Körbchengröße der Spielerfrauen bis zu den Frisuren der Trainer. Das führte dazu, dass man schließlich fast den Eindruck gewinnen konnte, dass Spiel müsste gar nicht mehr gespielt werden - es war quasi schon vorher entschieden. Einen nicht unerheblichen Beitrag leisteten dazu die Mentalitäten (oder Klischees) der beiden Vereine und jeweiligen Fans, sowie die kaum spürbare Tendenz zu einem der Teams der Sky- und Sport1-Experten, einer nur bei einem Bayern-Sieg mit freundlichem Gesicht moderierenden Katrin Müller-Hohenstein und nicht zuletzt der Berichterstattung einer großen Meinungsbildenden Tageszeitung in Deutschland. 
Unabhängig davon ging es selbst mir als durchaus Fußballverrücktem ehrlich gesagt am Ende ziemlich auf den Zeiger, dass jeder der das Wort "Fußball" auch nur halbwegs geradeaus sagen konnte oder mal gegen so ein runde Leder getreten hatte, zum Experten hochstilisiert wurde und seine Weisheiten freiwillig oder unter Zwang von sich geben musste. Und jedes dieser Worte wurde anschließend noch auf die Goldwaage gelegt. Im Besonderen die beiderseitigen Kampfansagen der Vertreter der Protagonisten. Zu allem Überfluss stilisierten die diversen Medienapparate das übliche Säbelrasseln dann noch mit ganz viel Fingerspitzengefühl bis zum Hassgipfel hoch. Auch wenn Vorfreude sprichwörtlich die schönste Freude sein soll, war ich dann irgendwie doch froh als es endlich los gehen sollte. Apropos Säbelrasseln... was hatten sich die Engländer eigentlich bei der Vorprogramm-Choreographie gedacht. Zwei große Horden schwarzgelber und rotweißer Spring-ins-Felds in Ritterrüstungen führten eine Art Schlachtfest auf dem heiligen Rasen auf - natürlich ohne Sieger. Zur Krönung musste dann ein in eine viel zu enge Rüstung gequetschter Paul Breitner, mit einem Gesichtsausdruck als hätte man ihm die Kronjuwelen im Scharnier eingeklemmt, gemeinsam mit Lars Ricken in Offiziersuniform (Glück gehabt) und breitem Grinsen ob des Aufzugs seiner Begleitperson, den begehrten Henkeltopf ins Stadion tragen. Verbuchen wir es einfach mal als den berühmten englischen schwarzen Humor. 
Dann wurde aber endlich Fußball gespielt! Und es war ein großartiges Spiel, mit vielen Torchancen auf beiden Seiten, zwei glänzend aufgelegten Torhütern und diversen Nickeligkeiten. Am Ende gewinnt dann nach neunzig Minuten doch der Favorit und auch nicht gänzlich unverdient. Allerdings fällt der Sieg - für viele unerwartet - knapp und auch etwas glücklich aus, denn wie immer hätte auch der Schiedsrichter das Spiel entscheiden können, wollte er aber scheinbar nicht... Ist vielleicht auch gut so. Daher geht der Glückwunsch an die Spieler und den Trainer des FC Bayern München und dicker Applaus und großer Respekt an den mehr als würdigen Finalgegner Borussia Dortmund. Jetzt müssen wir uns nur noch ein paar Tage lang die ultimative Lobhudelei auf den Champions-League-Sieger und intensive Auswertungen der einzelnen Spielszenen in Superslowmotion und 3D-Animation anhören und sehen, bevor wir uns dann glücklicher Weise dem DFB-Pokalfinale, der Nationalmannschaft, dem Confed-Cup, der U21-EM und dann der Vorbereitung auf die kommende Saison widmen können. Herrlich! 

Noch eine kurze Nachfrage: Welche unpopulären politischen Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen wurden eigentlich in den letzten Tagen vorm Finale getroffen? Welche ernsthaften Probleme und Katastrophen wurden ignoriert? Und welche wirtschaftlichen und politischen Skandale wurden denn so vertuscht? 

Sonntag, 19. Mai 2013

Festival des fragwürdigen Geschmacks

Am vergangenen Samstag war es wieder soweit. Das größte, bunteste, schrillste, aber irgendwie auch schrecklich schönste und vor allem in allen Belangen übertriebenste Musikfest der Welt glitzerte über die Bühne. Diesmal in Schweden, Malmö. Dank der vor einem Jahr in Baku entfachten Euphoria. 
Doch wo dieser Songcontest stattfindet spielt im Grunde nur eine untergeordnete Rolle, denn die Show folgt den immer gleichen Mustern: viel Glitzer, jede Menge Pyro, Epilepsie fördernde Lasershows, weder zur Musik, noch zum Text und nur selten zum Land passender Friss-oder-stirb Choreographien. Zum Glück ist die Zahl derer, die sich gleichzeitig auf der Bühne bewegen dürfen, vor geraumer Zeit mal auf sieben begrenzt worden - in der Regel immernoch fünf bis sechs zu viel. Das Highlight sind allerdings - interessanter Weise durchgängig durch alle Nationen - die Auswahl der Kostüme, oder sollte ich besser sagen Kostümierungen. Uns Peter Urban, Deutschlands langjähriger und einzigster ESC-Kommentator beschrieb es nicht ganz unpassend mit den Worten: "das sieht aus als sei der Starlight Express durch eine Konditorei gerauscht". Schade, dass es für ihn nur zu einem Satz sarkastisch-zynischer Sprüche gereicht hat und er die selben Gags im Halbfinale und im eigentlichen Finale verwenden musste. Naja es ist halt Finanzkrise und man spart wo man kann. Davon oder von Repressalien nicht ganz lupenreiner Demokratien, oder sonstiger innen- und außenpolitischer Probleme bleibt man aber sonst auf schmerzhafte Art und Weise verschont. Heile Welt wie auf dem Parallelsender beim Frühlingsfest der Volksmusik präsentiert von Florian Silbereisen. Wie passend dass der dann auch in der deutschen Jury sitzt. Deutschland verteilt seine zwölf Punkte,  twelve points, deuce points an den stimmlich eher schwachen Auftritt des irgendwie ganz süßen, aber noch etwas unreifen Hipsters aus Ungarn. 
Die Punkte übermittelt die noch viel süßere Lena, die sich als einzige von 39 auch prompt einwandfrei verhaspelt und Norwegen und Dänemark verwechselt. Glücklicherweise hypnotisiert das psychedeliche Muster ihrer Oberbekleidung so stark, dass man am Ende des Tripps ohnehin nicht mehr weiß, was Wirklichkeit und was Einbildung war.
Die Jury: vier junge Musiker und -innen Mitte zwanzig bis Mitte dreißig und besagter Herr Silbereisen, die - ebenso wie ich - wohl eher nicht zur Zielgruppe der dargebotenen musikalischen Werke zählen, dafür aber fünfzig Prozent des nationalen Endergebnisses ausmachen. Immerhin wurde die Jury im Vergleich zum Vorentscheid etwas verändert, denn damals hatte das Expertenkomitee das recht eindeutige Zuschauervoting derart verfälscht und dadurch dafür gesorgt, dass man in diesem Jahr ganz Glorious mit dem Gewinnertitel des Vorjahres antritt. Völlig unerwartet und unerklärlich reicht es dann am Ende zu spektakulären 18 Punkten und einem hervorragenden einundzwanzigsten Platz (und die Sängerin/Band konnte wirklich nix dafür). Immerhin einen Platz besser als meine optimistischste Prognose. Schuld ist den Medien zufolge schließlich die unpopuläre Finanzpolitik unserer Kanzlerin. Nicht etwa der fehlende Mut, ähnlich wie die völlig pleiten Griechen, mit einer originellen, Klischees bedienenden Skaband anzutreten und zumindest wieder im einstelligen Bereich zu landen. Da Ralf Siegel bei seinem 21. Versuch aber mal wieder im Halbfinale hängen geblieben ist, bleibt wohl doch nur die Alternative Raab.
Mir persönlich ist das deutsche Abschneiden ehrlich gesagt herzlich Schnuppe, denn musiktechnisch bewege ich mich in anderen Regionen. Nichtsdestotrotz mag ich die ganze Veranstaltung! Einfach weil sie mich belustigt und unterhält und eine fantastische Mischung aus übertriebener Ernsthaftigkeit und einer gesunden Portion Selbstironie bietet. Achja gewonnen hat schlussendlich, ziemlich unangefochten, der von einer zierlichen, feenhaften, unschuldigen, blondgelockten Emmelie vorgetragene, schon fast unanständig ohrwurmige Song aus Dänemark, der auch im Vorfeld bereits als Favorit gehandelt wurde. Knapp dahinter landeten ein schmalziges Popsängerchen aus Aserbaidschan und eine vermutlich überwiegend nach optischen Kriterien ausgewählte Sängerin aus der Ukraine... wir lernen daraus: Erfolg IST planbar!

Putin und die Biene Maya

Wie angedroht eine kleine Anmerkung vorweg: Ja der Beitrag ist nicht ganz aktuell, genauer gesagt vom 28. Dezember letzten Jahres - soviel dann auch zum Thema gute Vorsätze - aber ihr werdet euch alle noch daran erinnern und wenn nicht, dann ist euch nach dem lesen definitiv wieder bewusst, dass DAS damals DAS Thema war.
 
Irgendwie hatte ich mich ja darauf gefreut. Ich meine was kann man mit Mitte zwanzig schon so alles weltbewegendes erlebt haben? Das Rad war erfunden, der Buchdruck auch. Die Welt ist bereits entdeckt, das Meiste erforscht, alle politischen Varianten wurden ausprobiert und sind gescheitert. Der erste Mensch war auf dem Mond und ist wieder zurück, Die Pyramiden stehen immer noch. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Albert Einstein und John Lennon sind schon lange tot, die Queen ist auch schon über dreieinhalb Jahrzehnte vor mir die Queen gewesen. Fernsehen ist bereits farbig, Deutschland seit über zweiundzwanzig Jahren nicht mehr Fußballweltmeister geworden und an der Wiedervereinigung Deutschlands hab ich nur theoretisch teil genommen.
Okay, 1999 habe ich eine totale Sonnenfinsternis erlebt, eine Jahrtausendwende, die Sprengung zweier amerikanischer Bürotürme durch die CIA und ein Comeback von Modern Talking. Aber nun stand endlich mal wieder ein großes, globales Ereignis vor der Tür ... Am 21.12.2012 geht die Welt unter! Begründung: Der Maya-Kalender geht zu Ende. Hmm. Zugegeben ich war am Anfang etwas skeptisch und auch der ein oder andere Wissenschaftler verwies auf mögliche Rechenfehler. Mal ein paar Tage, dann ein paar Jahre. Wie dem auch sei, die Vorfreude war groß – auf die ganzen Zombies, Meteoritenhagel, Feuerstürme, apokalyptischen Reiter, Fegefeuer und Außerirdischen. So etwas erlebt man schließlich nicht alle Tage. Und ich war gut vorbereitet! Der Kühlschrank war nahezu leer, Versicherungen, Beiträge, die Miete für das nächste Jahr noch nicht bezahlt, keine neue Monatskarte für Bus und Bahn besorgt und keine Reisen gebucht. Würde sich ja nicht lohnen. Und ich wusste was mich erwartet. Schließlich hat mir die Bildzeitung alle Zusammenhänge und was passieren wird, genau erklärt. Bei Viva wurden noch einmal die besten Videoclips der letzten hundert Jahre gezeigt. RTL, Pro7 und Co. berichtet live über plötzliche Eiszeiten, Wirbelstürme, Flutwellen, Hitzewellen, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge und immer mitten drin Nicolas Cage und John Cusack. In der Tagesschau wurde darüber berichtet, bei Amazon konnte man tatsächlich keinen Maya-Kalender für 2013 bestellen und bei RTL 2 lief sogar die ganze Zeit ein Countdown!!! Wenn das nicht überzeugend war, weiß ich auch nicht mehr. Gut ein paar unverbesserliche Optimisten sind nach Frankreich auf einen Berg gepilgert und haben auf die Rettung durch Außerirdische gehofft. Ein paar geldgierige russische Geschäftsleute haben versucht noch etwas Kohle zu scheffeln, indem Sie „weltuntergangssichere Bunker“ für siebzehn- bis vierundreißigtausend Dollar vermieten. Aber jetzt mal im Ernst: wenn die Welt untergeht ist sie weg, da nützt doch kein Schutzkeller und außerdem bietet so ein Ding nicht mal eine gute Aussicht auf die Apokalypse.
Auf jeden Fall waren sich diesmal alle einig, am 21. Dezember geht die Welt unter. Zugegeben, dass wurde ja schon öfter behauptet. Allein Martin Luther hat es drei Mal getan, aber dann auch eingesehen, dass seine Talente wo anders liegen. Beim Milleniumswechsel hatten sich dann dummer Weise alle Computer gegen die Menschheit verschworen und einfach so weiter gemacht wie davor auch. Und die ganzen Sekten-Gurus die jedes Jahr einen Weltuntergang voraussagen sind dann doch nicht so glaubwürdig. Aber die werden es immer wieder versuchen. Solange bis einer vielleicht doch mal Recht behält.
Endlich war es dann soweit der Abend des 20. Dezember war gekommen und die Spannung stieg. Da mischt sich plötzlich dieser lupenreine Demokrat Putin aus Moskau ein und behauptet doch rotzfrech: Die Welt geht morgen nicht unter. Er hätte das so festgelegt. Aber dem Putin kann man ja nicht glauben, der ist schließlich Russe und damit auch per se böse, behaupten zumindest die Amerikaner und die sind viel glaubwürdiger. Ich ließ mich davon also nicht beirren und wartet gespannt auf die ersten Vorboten der Apokalypse. Aber kurz hinter der Datumsgrenze passierte erstmal noch nichts außergewöhnliches. Eventuell konnten aber von dort nur keine Nachrichten mehr gesendet werden, weil die schon untergegangen waren. Ich bin dann also doch ins Bett gegangen, noch etwas Schlaf. So ein Weltuntergang kann sich ja hinziehen. Dafür dann aber zeitig aufstehen! Ja nix verpassen. Wecker klingelt. Augen auf und dann ... nichts?!? Erste Enttäuschung. Aber der Tag hat ja gerade erst begonnen. Warten. Immer noch nix. Vielleicht passiert es erst, wenn bei den Maya der einundzwanzigste beginnt. Nunja das Ende der Geschichte ist bekannt – Wladimir hat die Welt gerettet und die Maya haben daneben gelegen. Da ich dem Putin diesen Triumph aber nicht gönne, hier meine Theorie: der Verlag der den Maya-Kalender produziert hat ist einfach Pleite gegangen. Die Branche geht es ja allgemein nicht so gut – dazu die Wirtschaftskrise und dann nur alle fünftausend Jahre ein neuer Kalender. Das rentiert sich nicht. Wahrscheinlich haben die Maya schon weiter gedacht und den Kalender gibt es jetzt nur noch als App. Das hat zwar einigen den Job gekostet, ist dafür aber umweltfreundlicher … und der nächste Weltuntergang kommt bestimmt.

VorWort - VorWeg

Hey Freunde des geschriebenen Wortes!

Herzlich willkommen auf dieser Seite. Ich habe keine Ahnung wie ihr euch hierher verirrt habt, aber ich unterstelle einfach mal pure Neugier oder schlichtweg Langeweile. Selbige oder zumindest zu viel Freizeit ist es auch, die mich angetrieben hat, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen. Demnach wird auch der Name voraussichtlich Programm werden und es inhaltlich kreuz und quer durch den Gemüsegarten der alltäglichen Belanglosigkeiten gehen. Aber das werdet ihr auch selbst relativ zügig feststellen müssen und wenn euch das nicht jetzt schon zu blöd ist, dann lest einfach weiter...
Ich werde versuchen hier jede Woche einen neuen Beitrag zu veröffentlichen (und das schreibe ich hier eigentlich auch nur hin, um mich selbst ein bisschen zu motivieren) und damit das worüber ich mich ausgelassen habe zumindest halbwegs aktuell ist. Also fangt an zu lesen und von mir aus kommentiert, diskutiert und teilt das Ganze - oder ignoriert es einfach!
Achja, eines noch: ich möchte nicht ausschließen, dass ich den ein oder anderen Text auch teilweise schlaf- oder gar betrunken in die Tasten tippen werde, deshalb - und weil unter anderem auch die Kommasetzung nicht zu meinen Stärken zählt - darf jeder, der einen Fehler findet, diesen am besten mit einem wasserfesten Stift direkt fett anstreichen. 
So! Und nun gehts los... (gleich mal mit einem alten ersten Versuch)