Die gute Nachricht vornweg:
Es ist endlich richtig Sommer! Das Problem dabei: Während wir alle
entspannt im Park, im Garten, am See, im Biergarten oder am Strand
liegen, verzapfen unsere Regierungspolitiker einen Bockmist nach dem
anderen und verkaufen uns obendrein noch für vollkommen verblödet.
Doch damit sind sie nicht allein. Die versammelte schlagzeilengeile
Medienlandschaft sitzt in ihrem selbst geschaufelten Sommerloch und
kackt uns von oben bis unten mit geistigem Mainstreamdünnschiss zu.
Beispiele gefällig? Here we go!
Da gibt es einen Berliner
Gangster-Rapper - der ist an sich schon gar nicht der Rede wert -,
aber der hat da jetzt einen Film gedreht und ein neues Album
produziert. Und da hat er sich gedacht, ich stell auf Youtube mal ein
Musikvideo ein, in dem ich alles und jeden denunziere und mit kruden
Gewaltfantasien dahinmetzel, nur um mal wieder in die Schlagzeilen zu
kommen. Dafür Glückwunsch, dass hat funktioniert. Doch anstatt
diesen leicht zu durchschauenden Plan des geistigen Dünnbrettbohrers
einfach scheitern zu lassen, geben nicht nur die Boulevardpresse,
sondern auch vermeintlich seriöse Nachrichtensender ihm die mediale
Aufmerksamkeit, die er nun beim besten Willen nicht verdient hat.
Jetzt kann man Dummheit leider nicht verbieten, aber man muss sie
halt auch nicht noch zusätzlich verbreiten. Besonders erschreckend
an der ganzen Geschichte ist aber eigentlich die Tatsache, dass die
Anzeigen zweier, in dem Musikvideo direkt namentlich genannter und
mit Hasstiraden belegter Politiker, nach der Prüfung durch die
Anwaltschaften (!) zurückgewiesen wurden und die Bundesprüfstelle
für jugendgefährdende Schriften ernsthaft erst prüfen musste, ob
dieses Video gegen diverse Vorschriften verstößt. Mit dem Ergebnis,
dass sich dieses musikalische Meisterwerk zwar nun auf dem Index
befindet, aber für Schwachmaten, die bereits die Volljährigkeit
erlangt haben, weiterhin verfügbar ist. Aber was gab es da zu
prüfen? Die Frage war doch eher, welche Konsequenzen muss das für
den "Künstler" haben. Der Text war nicht jugendgefährdend,
der Text beinhaltet, ohne ins Detail gehen zu wollen, klare
Beleidigungen, Denunzierungen und Gewalt-, ja im Grunde
Mordandrohungen. Immerhin hat die Onlinevideoplattform rasch reagiert
und das Video komplett gesperrt. Auch Alice Schwarzer hat sich zu
einer Stellungnahme herabgelassen, nachzulesen auf ihrer Homepage. So
und jetzt Reden wir nicht mehr darüber...
Das worüber im Moment ganz
Deutschland redet ist die die NSA-Prism-Spionage-Affäre. Ganz
Deutschland? Nein! Eine kleine unbeugsame Gruppe von Politikern,
besser bekannt als Regierung, hört nicht auf, die Wichtigkeit des
Themas zu ignorieren. Da ist unser Bundesinnenminister, der Friedrich
Hans-Peter, und der ist mit großen Ambitionen zu unseren Freunden
mit den großen Ohren in die USA gereist, um dort mal nachzufragen,
was die denn so alles abhören, mitlesen, speichern und auswerten und
um denen zu sagen, dass wir das alle gar nicht so richtig dufte
finden, was ihr Geheimdienst da so treibt. Drüben angekommen, darf
er dann auch mit der Sicherheitsberaterin sprechen - die Sekretärin
vom NSA-Chef hatte wahrscheinlich gerade keine Zeit - und die erklärt
ihm dann, dass das doch alles gar nicht so schlimm sei, nur Metadaten
gespeichert würden und ja alles der Sicherheit dient. Immerhin
wurden dadurch fünfzig! Terroranschläge verhindert, fünf davon in
Deutschland... genau... und die selben Experten haben vor einigen
Jahren ja auch schon Massenvernichtungswaffen im Irak entdeckt. Damit
wird dann der deutsche Innenminister abgespeist und wieder gen Heimat
geschickt, wo er dann wie ein begossener Pudel (ach nee, die Frisur
sieht ja immer so aus) uns allen erklärt, dass Prism also im Grunde
was Gutes und das ganze Theater ja eigentlich nicht der Rede wert
ist. Komplett am Arsch vorbei geht die ganze Geschichte der Frau
Bundeskanzlerin, die beantwortet Fragen zur Thematik stoisch mit: Wir
haben davon nichts gewusst. Und jetzt müssen wir das analysieren und
prüfen. Das machen Experten und ich bin dafür nicht verantwortlich.
Und wenn die Experten das geprüft haben, dann müssen wir das
auswerten und prüfen ob das verhältnismäßig ist. Bla, Bla, Bla...
auf gut deutsch: Is' mir doch egal! Das ist im Übrigen die Taktik
der Frau Merkel, Fragen einfach nicht beantworten, schön drumherum
reden und ja nichts konkretes sagen. Nachzulesen und hören in
diverse Interviews der letzten "Zeit" (empfehlenswert
hierzu:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/was-angela-merkel-alles-nicht-weiss-und-deshalb-auch-nicht-bewerten-wird/)
oder auf der kürzlich abgehaltenen Bundespressekonferenz. Die sich
kurz und schmerzlos mit den Worten eines Westernhagensong
zusammenfassen lässt: Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept,
keine Lust um aufzustehn, Ginger Rogers hat mit Fred Astaire gesteppt
und ich kann übers Wasser geh’n. Es geht mir gut... Highlight
dieses neunzig minütigen Frage-Antwortvermeidungs-Spielchens war
dann bezeichnender Weise die Aussage: "Ich erhole mich während
der Arbeitszeit". Prima! Die Bildzeitung tituliert diese
anderthalb Stunden pure Zeitverschwendung dann auch noch als
Wahlkampf. Aber der interessiert weder die Kanzlerin noch sonst
jemanden aus der aktuellen Regierung. Die mauscheln alle weiter
heimlich still und leise vor sich hin. Frei nach dem Motto, wer
nichts macht, macht nix verkehrt. Man wartet ab bis die politischen
Gegner ein Thema aufschnappen und es schnappt es denen, wenn es die
Wähler tatsächlich zu interessieren scheint, kurzer Hand einfach
weg. Bisher ist der Wahlkampf also auch nicht der Rede wert!
Gleiches gilt irgendwie
auch für die aktuell stattfindenden Sportereignisse. Überraschung:
Es ist Frauen Fußball Europameisterschaft und man erwartet - in
diesem Fall hauptsächlich die mediale Öffentlichkeit - von der
Nationalmannschaft den Titel. So wird dann ein Unentschieden gegen
Holland zur Vollkatastrophe und ein Drei zu Null Sieg gegen Island
zur fantastischen Leistung. Aus fernseh-technischer Sicht hofft man
jedoch stark, dass Deutschland das Halbfinale nicht erreicht, denn da
findet zeitgleich der Audi-Cup statt, ein gaaaanz wichtiges
Vorbereitungsturnier des grandiosen FC Bayern München mit seinem
neuen Trainer, dem Messias Pep. Das ein gewisser Josep Guardiola in
Wirklichkeit kein Heiliger ist und eine Dopingvergangenheit hat,
darüber redet man lieber nicht. Doping, darüber redet man im Moment
auch bei der Tour de France nicht. Und man möchte für diese
Sportart auch hoffen, dass es möglichst so bleibt. Denn da dominiert
ein in Kenia geborener weißer Brite - God save the Queen - nach
Belieben und lässt alle, auch die schon einmal des Dopings
überführten Kontrahenten, meilenweit hinter sich. Was seine
Unschuldsbekundungen am Ende wert sein werden, bleibt abzuwarten.
Meilenweit hinter sich lies in letzter Zeit auch Usain Bolt in
schöner Regelmäßigkeit seine Widersacher im Sprint über 100
Meter. Und all jene, die ihm auch nur irgendwie Nahe gekommen
sind, wurden vor Kurzem, oder schon vor Längerem allesamt positiv
getestet. Alle bis auf Usain Bolt. Aber überrascht das Ergebnis beim
Anblick der unnatürlich muskelbepackten Athleten ernsthaft noch? Und
ist es am Ende wirklich wichtig oder alles gar nicht der Rede wert?
"Nicht der Rede wert",
das ist auch eine nette Umschreibung für den Posten der
Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, der Ilse Aigner. Die sagt bei Problemfragen immer
nur: "Dafür bin ich nicht zuständig. Das ist Ländersache!
oder Europasache!". Und so wundert es eigentlich nicht, dass sie
im Talk mit Lanz, auf dessen schleimiges "Sie machen das
übrigens toll" nur ein ungläubiges "Was?"
hervorbringt. Ansonsten hat sie schon viel von der Merkel gelernt.
Zum Beispiel wie man nicht auf Fragen antwortet, Verantwortung weiter
schiebt und vor allem, wie man keine Meinung hat. Einziger
Unterschied: die Ilse grinst dabei immer so herrlich grenzdebil. Auch
als man ihr einen Clip aus der ZDF Heute-Show zeigt, in dem ihre
Unnützlichkeit gnadenlos aufgezeigt wird. Alle Anwesenden erkennen
das da gerade die traurige Wahrheit wiedergegeben wird und schauen
Frau Aigner mitleidig beschämt an. Aber die lacht lauthals los, nur
um im nächsten Satz ernsthaft genau das eben aufgezeigte zu
wiederholen. Und diesmal ist es wirklich komisch. Aber das mit der
Ilse ist hoffentlich bald vorbei, denn die will zurück nach Bayern
und ist dann, so Gott will, auch nicht mehr der Rede wert.
Aber zum Glück ist ja
jetzt Sommer. Es ist warm und die Sonne scheint. Und Kate und William
bekommen demnächst einen Thronfolger oder eine Thronfolgerin und
dann sind all die Nichtigkeiten - versprochen! - auch nicht mehr der
Rede wert!