Ich möchte das nicht! Das entspricht einfach nicht dem
ursprünglich erdachten Anspruch. Die Beiträge in diesem Blog sollten
schließlich auch von inhaltlichem Nutzen für den Leser … ‘tschuldigung … für
die Leserinnen und Leser sein, wenigstens ein bisschen (das sieht so geschrieben
aber irgendwie falsch aus). Zumindest überwiegend, dies war der Plan. Und deswegen habe ich
mich entschieden, hier NICHT über die zuletzt ausgestrahlte Folge von Germanys
Next Topmodel by Heidi Klum – der Einfachheit halber ab hier nur noch GNTMBHK
genannt – schreiben, obwohl ich mir unter großen seelischen und körperlichen Schmerzen,
später nur unter dem Einfluss rauer Mengen von Alkohol ertragend, die gesamten
135 Minuten (in Worten: einhundertfünfunddreißig) der zweiten Episode der, ich
wollte es gar nicht wahr haben, bereits neunten Staffel von GNTMBHK angesehen
habe. Zweieinviertel Stunden vergeudete Lebenszeit, geprägt von absolutem
intellektuellem Vakuum – okay, das war abzusehen – die unwiederbringlich verloren
und des Berichtens nicht Wert sind, beginnen mit Drama Baby, Drama!, denn die
Modelmama ist dem Tode ganz nah, liegt in Singapur im Krankenhaus, ungeschminkt
und kann das erste Mal in ihrem Leben nicht zur Arbeit gehen (BILD berichtete).
Daher muss ihr Jurorenkollege Thomas Hayo, der alte Schwerenöter, jetzt ganz
allein mit den letzten verbliebenen circa zwanzig zukünftigen Topmodels in der
asiatischen Metropole zu erst eine Catwalk-Show bewältigen – hach ein
Stolperer, nochmal in Slow-Mo und in Super-Slow-Mo, Katastrophe! – und am
nächsten Tag shooten gehen. Als Location für das erste Shooting mit den Girls
denglischt man sich ganz straight in den Cloud Forest, um dort under real Pressure
mit einem österreichischen Photographen und einer Hand voll scary, shocking Schlangen
die Möchtegernmodels abzulichten. Doch bevor die Luzie richtig abgeht, kommt
der erste Werbeblock und der wird eröffnet, wie passend, von einem Spot für
Fertigpizza – gut, dass ich meine schon verdrückt habe. Es folgen zahlreiche
Commercials für Beauty-, Schmink- und Pflegeprodukte, vereinzelt einer für
Reiseanbieter. Exakt in der Mitte der Werbepause, wird harter Alkohol
empfohlen. Ich nehme das als versteckten Hinweis und genehmige mir vorsichtshalber
vor dem angekündigten Shoot einen Shot. Die Fotosession gibt dann leider, trotz
der argen Zeitnot von nur zehn Minuten pro Mädchen – die Stoppuhr läuft mit – nicht
wirklich viel her und so muss die wertvolle Sendezeit halt mit dem üblichen
Iiieehh, eine Schlange, einem Heulkrampf, einer Panikattacke und sich
wiederholendem Hihi, wir machen dich jetzt nass, gefüllt werden. Hayo wechselt
dabei unkontrolliert zwischen seinen Rollen als verständnisvoller,
tränentrocknender Vater, überstrenger Kritiker und speichelsabbernder Macho hin
und her. Die erste Stunde ist rum, wieder Werbung, exakt dasselbe Schema wie in
Unterbrechung Nummer eins. Ich bekomm plötzlich Appetit auf ‘nen Keks. Mist,
keine da. Es geht weiter, Heidi ist immer noch sterbenskrank und richtet per
Videobotschaft ihre vermutlich letzten Worte, die frohe Kunde, dass alle mit
nach EL EY dürfen, an die immernoch aufgewühlte Modelmasse. Werbung. In Los
Angeles angekommen geht’s in die Modelvilla, die nur zwanzig Minuten –
vermutlich mit dem ADAC-Hubschrauber – vom zu Hause des ehemaligen Topmodels
entfernt liegt. Hier wird zu erst die gesamte GNTMBHK-Jury wiedervereint, die
neben den zwei bereits genannten, durch Wolfgang Joop! ergänzt wird. Dieser fast
siebzigjährige Greis, mit einem ähnlichen Sprachfehler wie Karl Lagerfeld (kann
aber auch an schlechter Haftcreme liegen), der gern auch mal leicht verwirrt in
einer Berliner Spelunke plötzlich neben einem am Pissoir auftaucht, ist zwar
definitiv nicht mehr HD-TV-geeignet, aber dank seiner etwas schrulligen Art
widererwarten gar nicht so unsympathisch und findet beim die Folge abschließenden
Entscheidungswalk grundsätzlich alle Mädchen sehr hübsch. Das ist auch nicht
schwer, denn die sehen alle gleich aus, zumindest bis auf die Haarfarbe und die
im Imperfect-Look, was die freundliche Bezeichnung für die nicht dem
Schaufensterpuppenvorbildentsprechenden Kandidatinnen – heißt die mit
Zahnspange, X-Beinen, zu großer Nase und Pickeln – ist. Bedauerlicher Weise
sind die alle so austauschbar, dass die nicht einmal genug Potential fürs
Dschungelcamp oder Promi-Dinner mitbringen, was umso ärgerlicher ist, wenn man
bedenkt, was die Gewinnerinnen und Platzierte der acht vorangegangenen Staffeln
heute so treiben. (Na von wievielen Topmodelgewinnerinnen fallen euch die Namen noch ein?) Ob Spielerfrau, Laienheimatfilmdarstellerin, Auszubildende, RTL-Experten
für alles, Taff-Moderatorinnen, Dschungelcamp-Bewohnerinnen oder On-Off-Beziehungen
von alten, reichen Säcken, die Möglichkeiten sind vielfältig. Zurück zur
eigentlichen GNTMBHK-Show, über die ich hier, nur zur Erinnerung, nicht berichten
werde. Zum großen Finale fährt die Produktionsfirma nämlich noch einmal alle
Geschütze der 0815-Primetime-TV-Unterhaltung auf. Beim alles entscheidenden Laufstegwalk
zoffen sich bei der Entscheidung die Jurymitglieder bei genau zwei Kandidatinnen,
zwei weitere Models in spe werden – wie lustig – by Heidi Klum nachgeäfft,
weitere Zwei werden – Hihi, Haha, Hehe – in den Pool geschmissen, zwei Mal
bekommt einer der Juroren gleich einen Sonnenstich, Joop! wechselt vier Mal das
Outfit, zwischendurch kommt zwei Mal Werbung usw., usw., usw. Als dann endlich
auch eine rausgeflogen ist, dürfen die verbliebenen Girls die Villa erkunden
und mit ungenierter Penetranz werden die Kosmetikgeschenksets, fein säuberlich
nach Marke getrennt, und die Ladyshaver, den probier ich gleich mal aus, übertrieben
lange in Nahaufnahme gezeigt, bevor die Mädchen die Zimmer beziehen. Ist es
eigentlich Zufall, oder nur strikte Rassentrennung, dass sich ausgerechnet die
zwei schwarzen – Wie sagt man das nun eigentlich politisch korrekt? – Kandidatinnen
ein Bett teilen müssen? Nun ja, auch sonst wird ja mit Klischees nicht gespart,
besonders Beliebt das Thema Models und Ernährung: Boah, da ist ja Pute im
Kühlschrank! Nach dem Shooting geht’s zum Lunch, da gibt’s was zu essen! Ich
war beim Arzt, ich hab keine Bulimie, ich hab nur ne Essstörung! Da ist es doch
nur allzu passend, dass als Cliffhanger zur nächsten Folge ein kotzendes Model
auserkoren wurde, obwohl in Folge drei das große Umstyling ansteht – dazu gibt
es auf der GNTMBHK-Homepage sogar ein Voting, wer das krasseste bekommen soll –
und das verspricht doch allein schon ein tränenreiches Staffel-Highlight zu
werden. Ich werd’s bestimmt nicht schauen und erst recht nicht darüber
schreiben.
Worüber ich aber stattdessen berichten möchte: ein Wunder
ist geschehen, steh ich doch letztens in meiner Küche, am Herd, beim Brutzeln,
als es direkt vor mir plötzlich einen Knall gibt und das Licht meiner 3er
Grundtal-Lampe erlischt und ich fluchend im Dunkeln im Topf weiterrühre. Das blöde
Ding ist doch erst zwei Jahre alt, das darf doch noch nicht kaputt gehen, das
sind doch Halogenlampen, scheiß IKEA. Jetzt muss ich da in den nächsten Tagen
mal hin, nur um mir eine neue Unterbauleuchte zu besorgen. Als ich dann am
Folgetag ganz routiniert das Licht überm Herd versuche anzuknipsen, werde ich
prompt daran erinnert, dass das Teil ja den Geist aufgegeben hat und ich rege
mich erneut auf. Weitere vierundzwanzig Stunden später, dasselbe traurige
Spiel. Der dritte Tag … ich komm in die Küche, drücke auf den Lichtschalter, da
fällt mir ein, achja kaputt, drehe mich um und mir geht ein Licht auf, dass
verfluchte Ding hat un-fucking-believable Selbstheilungskräfte und leuchtet wieder. Verrückt!