Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und für all
diejenigen, die nicht unbedingt immer die halbe Welt umrunden wollen, sondern
sich mal für - frei nach Reinald Grebe - "Urlaub in Deutschland, Urlaub in
der Region..." entscheiden, gibt es seit kurzer Zeit eine Alternative zu
Auto, Flugzeug und Bahn: Fernbusse! Jetzt hatte auch mich ganz spontan das
Fernweh gepackt und ich musste mal wieder raus aus der Hauptstadt, aus dem
Flachland am Besten in die Berge ... also nix wie ran an die Reiseplanung! Auto
hab ich keins - okay hätte man mieten können, wollte ich aber nicht. Flugzeug
fiel mangels geeigneter Landemöglichkeiten im Zielgebiet aus. Blieben noch Bahn
oder Bus. Also schnell recherchiert, wie man mit dem Zug möglichst weit gen
Süden der Republik gelangt. Und was bietet sich als Ziel besser an, als der
südlichste Bahnhof Deutschlands. Ergebnis: knapp neun Stunden, minimal einmal
Umsteigen (je nach Verbindung aber gern auch drei Mal) und alles zum
Schnäppchenpreis von 129 Euro. Ein Angebot, dass mich jetzt nicht direkt
überzeugte. Die Chance für alle Fernbusreisenanbieter. Schnell dufte ich, ein
bisschen überrascht, feststellen, dass das Streckennetz tatsächlich schon so
einiges hergibt. Und eines der Unternehmen bietet sogar eine Direktverbindung
von der Hauptstadt bis in das kleine, von mir auserwählte, Alpenstädtchen an.
Zeitlich konnte man jetzt natürlich keine Wunder erwarten, aber der Unterschied
ist mit etwa eineinhalb bis zwei Stunden mehr als mit der Bahn im Endeffekt
auch nicht so entscheidend. Der Hammer dann aber beim Peis: für einen Bruchteil
(ungefähr ein Fünftel) des Bahnpreises bis in den letzten Zipfel Deutschlands
reisen und das zum versprochenen gleichen Komfort. Also warum nicht mal etwas
Neues ausprobieren. Und so wurde meinfernbus zu meinem Fernbus. Schnell und
total unkompliziert (nächster Vorteil gegenüber DB) das Onlineticket gebucht
und nur vier Tage später sollte die Abenteuerreise losgehen. Angekommen am
Busbahnhof irgendwie im Gewusel den richtigen Bus finden und zum Einchecken den
Fahrer ausfindig machen, was sich etwas schwierig gestaltete, da er sich in der
Masse der Fahrgäste ziemlich gut getarnt hatte. Selbiger fragt mich dann nur
nach meinem Namen und dem Reiseziel und ich kann, nachdem meine Tasche ihren
Weg in den Laderaum gefunden hat, einsteigen und mir einen freien Platz suchen.
Etwas unerwartet war der Bus zu gut zwei Dritteln voll und damit doch recht gut
besetzt. Tipp: frühes Kommen sichert gute Plätze. Bevor es auf die Strecke
geht, vergewissert sich der Busfahrer noch schnell, ob alle angemeldeten
Mitfahrer an Bord sind - hätte sonst garantiert noch ein paar Minütchen
gewartet. Türen zu und los. Es folgen eine kurze Begrüßung und einige
Instruktionen (Kaffee, Snacks, Toilette, Pausen, etc.). Den Rest der Fahrt
lässt der Fahrer seine Passagiere dann ziemlich in Ruhe. Hab ich auch absolut
kein Problem mit, genau wie alle anderen Mitreisenden, die sich rasch in
Bücher, Smartphones, Laptops, Lunchboxen oder IPods vertiefen und so ist es
insgesamt doch relativ ruhig. Man hat also auch die Chance auf ein Nickerchen.
Auch sonst reist man ziemlich komfortabel. Die Sitze sind bequem, die
Beinfreiheit mit 38 cm durchaus gut und das versprochene, freie Wlan
funktioniert im Grunde ohne Probleme. Steckdosen sind ebenso vorhanden. Auch
optisch haben die Busse nichts mehr mit den wild-gemusterten
Rentner-Butterfahrten-Transportern gemein. Keine zerschlissenen Polster,
vergilbten Kopfteilüberzieher, wackeligen Klapptische, oderdurch gesessenen
Sitze. So weit so gut. Allerdings läuft auch bei den Bussen nicht alles
reibungslos. Vor Verspätungen ist man hier logischer Weise ebenso wenig gefeit,
wie bei der Bahn und unkaputtbar sind die Vehikel natürlich auch nicht.
Meinfernbus.de, aktuell der Anbieter mit dem größten Streckenangebot,
kooperiert im gesamten Bundesgebiet mit den verschiedensten
Busreise-Veranstaltern und ist so in der Lage bei technisch bedingten Ausfällen
schnell zu reagieren und für Ersatz zu sorgen, wie ich feststellen durfte. So
wurde auf der Hinreise ein Bus wartungsbedingt, auf der Rückreise wegen
Winterreifenwechsel kurzer Hand ausgetauscht - gänzlich ohne Verspätung.
Zugegeben, elf Stunden Busfahrt sind dann auch irgendwann genug und nicht mal
eben schnell auf einer Arschbacke abgesessen. Da ist man dann für jede kleine
Pause dankbar, in der man sich mal ein paar Meter bewegen oder - als alter
Nikotinjunkie - schnell einen Glimmstängel inhalieren kann. Letztendlich kommt
man dann aber doch wohlbehalten am gewünschten Ziel an.
Mein Fazit: Busfahren
kann tatsächlich eine echte Alternative zur Bahn sein, immer abhängig von der
Länge der Strecke und natürlich der Qualität der Verbindung. Ob und wie zum
Beispiel das Umsteigen bei den Fernbussen funktioniert kann ich nicht wirklich
beurteilen, jedoch schien die Kommunikation zwischen Fahrern und Zentrale zu
stimmen und bei Bedarf entsprechend zügig und flexibel reagiert werden können.
Vergleichen und auch mal selbst ausprobieren schadet auf jeden Fall nicht. Was
einem dann am Ende persönlich wichtiger ist, Geld oder Zeit sparen, bleibt
jedem selbst überlassen. In diesem Sinne ... Gute Fahrt!