Samstag, 19. Oktober 2013

Mein Zug bleibt heute im Bahnhof, ich nehm den Bus!



Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und für all diejenigen, die nicht unbedingt immer die halbe Welt umrunden wollen, sondern sich mal für - frei nach Reinald Grebe - "Urlaub in Deutschland, Urlaub in der Region..." entscheiden, gibt es seit kurzer Zeit eine Alternative zu Auto, Flugzeug und Bahn: Fernbusse! Jetzt hatte auch mich ganz spontan das Fernweh gepackt und ich musste mal wieder raus aus der Hauptstadt, aus dem Flachland am Besten in die Berge ... also nix wie ran an die Reiseplanung! Auto hab ich keins - okay hätte man mieten können, wollte ich aber nicht. Flugzeug fiel mangels geeigneter Landemöglichkeiten im Zielgebiet aus. Blieben noch Bahn oder Bus. Also schnell recherchiert, wie man mit dem Zug möglichst weit gen Süden der Republik gelangt. Und was bietet sich als Ziel besser an, als der südlichste Bahnhof Deutschlands. Ergebnis: knapp neun Stunden, minimal einmal Umsteigen (je nach Verbindung aber gern auch drei Mal) und alles zum Schnäppchenpreis von 129 Euro. Ein Angebot, dass mich jetzt nicht direkt überzeugte. Die Chance für alle Fernbusreisenanbieter. Schnell dufte ich, ein bisschen überrascht, feststellen, dass das Streckennetz tatsächlich schon so einiges hergibt. Und eines der Unternehmen bietet sogar eine Direktverbindung von der Hauptstadt bis in das kleine, von mir auserwählte, Alpenstädtchen an. Zeitlich konnte man jetzt natürlich keine Wunder erwarten, aber der Unterschied ist mit etwa eineinhalb bis zwei Stunden mehr als mit der Bahn im Endeffekt auch nicht so entscheidend. Der Hammer dann aber beim Peis: für einen Bruchteil (ungefähr ein Fünftel) des Bahnpreises bis in den letzten Zipfel Deutschlands reisen und das zum versprochenen gleichen Komfort. Also warum nicht mal etwas Neues ausprobieren. Und so wurde meinfernbus zu meinem Fernbus. Schnell und total unkompliziert (nächster Vorteil gegenüber DB) das Onlineticket gebucht und nur vier Tage später sollte die Abenteuerreise losgehen. Angekommen am Busbahnhof irgendwie im Gewusel den richtigen Bus finden und zum Einchecken den Fahrer ausfindig machen, was sich etwas schwierig gestaltete, da er sich in der Masse der Fahrgäste ziemlich gut getarnt hatte. Selbiger fragt mich dann nur nach meinem Namen und dem Reiseziel und ich kann, nachdem meine Tasche ihren Weg in den Laderaum gefunden hat, einsteigen und mir einen freien Platz suchen. Etwas unerwartet war der Bus zu gut zwei Dritteln voll und damit doch recht gut besetzt. Tipp: frühes Kommen sichert gute Plätze. Bevor es auf die Strecke geht, vergewissert sich der Busfahrer noch schnell, ob alle angemeldeten Mitfahrer an Bord sind - hätte sonst garantiert noch ein paar Minütchen gewartet. Türen zu und los. Es folgen eine kurze Begrüßung und einige Instruktionen (Kaffee, Snacks, Toilette, Pausen, etc.). Den Rest der Fahrt lässt der Fahrer seine Passagiere dann ziemlich in Ruhe. Hab ich auch absolut kein Problem mit, genau wie alle anderen Mitreisenden, die sich rasch in Bücher, Smartphones, Laptops, Lunchboxen oder IPods vertiefen und so ist es insgesamt doch relativ ruhig. Man hat also auch die Chance auf ein Nickerchen. Auch sonst reist man ziemlich komfortabel. Die Sitze sind bequem, die Beinfreiheit mit 38 cm durchaus gut und das versprochene, freie Wlan funktioniert im Grunde ohne Probleme. Steckdosen sind ebenso vorhanden. Auch optisch haben die Busse nichts mehr mit den wild-gemusterten Rentner-Butterfahrten-Transportern gemein. Keine zerschlissenen Polster, vergilbten Kopfteilüberzieher, wackeligen Klapptische, oderdurch gesessenen Sitze. So weit so gut. Allerdings läuft auch bei den Bussen nicht alles reibungslos. Vor Verspätungen ist man hier logischer Weise ebenso wenig gefeit, wie bei der Bahn und unkaputtbar sind die Vehikel natürlich auch nicht. Meinfernbus.de, aktuell der Anbieter mit dem größten Streckenangebot, kooperiert im gesamten Bundesgebiet mit den verschiedensten Busreise-Veranstaltern und ist so in der Lage bei technisch bedingten Ausfällen schnell zu reagieren und für Ersatz zu sorgen, wie ich feststellen durfte. So wurde auf der Hinreise ein Bus wartungsbedingt, auf der Rückreise wegen Winterreifenwechsel kurzer Hand ausgetauscht - gänzlich ohne Verspätung. Zugegeben, elf Stunden Busfahrt sind dann auch irgendwann genug und nicht mal eben schnell auf einer Arschbacke abgesessen. Da ist man dann für jede kleine Pause dankbar, in der man sich mal ein paar Meter bewegen oder - als alter Nikotinjunkie - schnell einen Glimmstängel inhalieren kann. Letztendlich kommt man dann aber doch wohlbehalten am gewünschten Ziel an. 
Mein Fazit: Busfahren kann tatsächlich eine echte Alternative zur Bahn sein, immer abhängig von der Länge der Strecke und natürlich der Qualität der Verbindung. Ob und wie zum Beispiel das Umsteigen bei den Fernbussen funktioniert kann ich nicht wirklich beurteilen, jedoch schien die Kommunikation zwischen Fahrern und Zentrale zu stimmen und bei Bedarf entsprechend zügig und flexibel reagiert werden können. Vergleichen und auch mal selbst ausprobieren schadet auf jeden Fall nicht. Was einem dann am Ende persönlich wichtiger ist, Geld oder Zeit sparen, bleibt jedem selbst überlassen. In diesem Sinne ... Gute Fahrt!

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Schöner wohnen im TV... Part #2



Apropos schöner wohnen im TV. Im Vorabendprogramm eines deutschen Kabelfernsehsenders lief vor kurzem ein neues Format an: "Mein Zuhause, dein Zuhause". Hier treffen, nach dem gleichen Prinzip wie beim Perfekten Dinner oder der Shopping Queen, jede Woche fünf verschiedene Menschen auf einander und zeigen sich gegenseitig ihre tollen Wohnungen, Häuser, Lofts, Apartments und dürfen sich dann abschließend bewerten. Und da ich ja durchaus ein gewisses Interesse für Inneneinrichtung hege, war meine Neugier zu sehen, wie man seine eigene Bude eventuell auch einrichten kann und irgendwie auch meine voyeuristische Seite angestachelt und so saß ich dann vor der Glotze und schaute gebannt den Start der neuen Sendung. Voller Vorfreude auf stylische, kreative, durchdesignte oder auch nur extrem originelle Einrichtungsstile legte ich sogar die Fernbedienung beiseite und dann DAS! Da zeigen die in der ersten Folge eine völlig chaotische Studenten-Musiker-WG, deren kreatives, innenarchitektonisches Highlight tatsächlich darin bestand, dass jeder Bewohner sein Zimmer der Altbauwohnung anders gestaltet hat und ein Schlagzeug im Wohnzimmer stand. Dementsprechend wurde das Ganze dann auch von den anderen (leicht abgedrehten) Wettbewerbern als konzeptlos benotet und endete mit Vorwürfen über mangelnde Sauberkeit. Naja, nicht wirklich das was ich erwartet hatte, aber immerhin kam doch die ein oder andere Erinnerung an die eigene WG-Zeit zurück. Zudem versprach die Vorschau auf die nächste Folge dann doch eine perfekt gestylte Wohnung und so sollte die Sendung zumindest noch ihre zweite Chance bekommen. Und in der Tat, in Folge Nummer zwei wird eine komplett im weiß gehaltene, extrem cleane und fast futuristisch eingerichtete Maisonettewohnung präsentiert. Bis auf ganz wenige Farbakzente ist hier wirklich alles weiß: die Möbel, die Wände, sämtliche Deko und sogar die Blumen. Ach ja die Katze auch. Zugegeben, man muss das mögen, wirkt ja schon etwas kühl und unpersönlich. Doch Konzept und Style sind konsequent umgesetzt und außergewöhnlich ist es auch. Schon eher das, was ich erwartet hatte. Tag drei wird groß angekündigt als Ayurveda-Feng-Shui-Buddha-Wohntraum und ist letztendlich an Unoriginalität nicht mehr zu überbieten. Gelbe Wände, unzählige Buddha Statuen und ein paar Räucherstäbchen sollen zwar asiatischen Charme versprühen, sind aber eher traurige Zeugen mangelnder Kreativität und wirken bedauerlicher Weise nur gewollt aber nicht gekonnt. Die Besichtigung der vierten Wohnung verpasse ich, wie sich in der Rückblende feststellen lässt, zum Glück. Beim Wochenabschluss bin ich dann aber wieder mit dabei und bekomme eine zum Kitschschloss, von oben bis unten mit Dekoelementen zugepflasterte Altbauwohnung, vorgestellt. König Ludwig II. wäre bei dem Anblick vermutlich vor Neid erblasst. Wirkt fast wie ein Museum, nur bunter und etwas mehr Durcheinander. Interessanter Weise ist ausgerechnet das Schlafzimmer des Schlossherren nahezu in schlichtem Weiß gehalten und wirkt daher beinahe wie ein Fremdkörper und die Frage sei gestattet: Findet der Bewohner den Rest seiner Wohnung selbst wirklich wohnlich. Ende der Woche war ich dann doch eher enttäuscht von dem neuen Format und über das Wochenende war die Wohnschau auch recht zügig wieder vergessen. Bis ich am Dienstag beim zappen wieder darüber stolperte und was ich da sah ... mir fehlen die Worte. Eine Bude vollgeramscht mit allem möglichen Tinnef, alles kunterbunt, ein Sammelsurium der Geschmacklosigkeiten, bevorzugte Farbe rosarot und überall Aufkleber und Wandtattoos, obendrein allem Anschein nach noch komplett versifft. Man möchte sogar als Zuschauer schreiend aus der Wohnung rennen und schnell die dicke "Schöner Wohnen"-Tante von RTL anrufen. Oder besser noch... gab es nicht auf einem anderen Sender irgend so ein Messie-Team??? Die Krönung ist dann aber, als eine der Kandidatinnen, die den Zwischenblenden zufolge selbst in einem Haus vollgestopft mit Kuscheltieren wohnt, über das ganze herzieht. Köstlich und ich glaube der Moment, in dem mir die Ironie dieser Sendung erst bewusst wird. Für den nächsten Tag wird schließlich noch ein Architektenhaus angekündigt - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich bleibe hartnäckig und schalte erneut ein. Mein Hang zum Voyeurismus stellt sich jedoch immer mehr als Hang zur Selbstkasteiung heraus, denn das Architektenhaus versprüht den Charme eines, wie soll ich sagen, eines nullachtfünfzehn Musterhaus. Der Wellnesstempel entpuppt sich als großzügiger, weiß gekachelter Raum mit integrierter Baumarktsauna und Plastikliege. Ich bin dem Heulen nah. Jetzt ist in dem Haus nicht alles schlecht. Ein offen gestalteter Eingangsbereich mit freischwebender Treppe, ein zu drei Seiten offener Kamin, stilvoll gewählte Tapeten als partielle Farbtupfer und die Küche haben sich die Hausherren auch einiges kosten lassen. Aber alles wirkt vom Gesamteindruck her irgendwie unfertig, steril und halbherzig. Den letzten Rest gibt mir die lilafarbene, nackte Wand im Wohnzimmer. Doch bevor mir endgültig die Tränen kommen, ist zum Glück Schluss und ich beschließe - da morgen die Durchgeknallte mit den Kuscheltieren dran ist - ich schaue wieder rein. Allerdings nicht ohne vorher ordentlich Alkohol kalt gestellt zu haben, mich vor allem auf die Lästereien und hämischen Kommentare zu freuen. Gesagt getan, Gläser gefüllt (okay schon das zweite Mal nachgefüllt - sicher ist sicher!) und eingeschaltet... aber da ist nicht die Kuscheltiertante... da läuft ja was ganz anderes! Ich bin verwirrt und wälze die Fernsehzeitung, schaue im Videotext nach und suche im Internet. Nichts! Haben die die Sendung einfach abgesetzt. Dabei waren doch vier Wochen à fünf Folgen geplant und nach acht Shows ist einfach Schluss? Gut so... da hatte wohl doch jemand ein Einsehen und vermisst hat es bis jetzt ganz offensichtlich auch niemand. Wenn das mal mit anderen Formaten auch so schnell funktionieren würde.