Donnerstag, 12. Mai 2016

Abmarsch – Es gibt kein zurück

Genau zwei Tagen noch, dann ist es soweit. Und ich meine nicht den Geburtstag von meinem Opa und auch nicht den Eurovision Songcontest. Wobei mir inzwischen beides fast lieber wäre. Aber nein. Am Samstag startet der Mammutmarsch. Und für alle die es noch nicht wissen oder es schon wieder verdrängt haben, das bedeutet 100 km in 24 Stunden laufen (also gehen/wandern/marschieren).

Alle, denen ich von dieser Herausforderung erzählt habe, haben mich ja in den letzten Tagen und Wochen – vermutlich zu Recht – für bekloppt erklärt. Ist mir inzwischen auch klar. Nützt aber nix, am Samstag geht’s los. Und ich bin top vorbereitet. Habe mir extra neue Schuhe gekauft und diese auch erfolgreich eingelaufen. Dennoch werde ich mich für die alt bewährten leichten Trekkingschuhe entscheiden. Die sind schon über Gletscher und Vulkane, über Stock und Stein und durch Flüsse, Wiesen und den Himalaya mit mir darin gelaufen. Das sollte für Brandenburg eigentlich auch reichen. Diese neuen bunten Hightech-Schuhe sind einfach überbewertet. Aber immerhin konnte ich zweieinhalb Stunden lang mal alle möglichen und unmöglichen Schuhtypen im Outdoorladen durchprobieren. Hat sich ja gelohnt. Weitere Bestandteil der Vorbereitung: zwei Testwanderungen. Die erste mit knapp über 30 km verlief super. Am nächsten Tag keine Blasen oder großartig Muskelkater. Und die Strecke entlang des nördlichen Berliner Mauerwegs war auch wirklich schön. Die zweite Tour … naja … tolle Strecke durch den Grunewald, vorbei am Wannsee und am Ende entlang des Teltowkanal. Super Wetter und insgesamt 45 km. Aber meine Verfassung an dem Tag war nicht so toll. Die letzten zehn Kilometer habe ich mich mit einer Muskelverhärtung im linken Schienbein und dem Verdacht auf eine riesige Blase bis zum Ziel gequält. Über die Tatsache, dass ich unerwarteter Weise doch ohne Blase davongekommen bin, konnte ich mich nur kurz freuen. Die Muskelverhärtung war hartnäckiger als gedacht und ich konnte drei Tage gar nicht laufen. (Hier jetzt bitte ganz mitleidig schauen!) Hab mich deswegen vorab auf Arbeit schon vorsichtshalber für vier Tage krankgemeldet.

Nach dieser Erfahrung habe ich mich die letzten Wochen dann eher auf Mentaltraining beschränkt und mir vor allem gut zugeredet: „Ich schaffe das!“, „Der Weg ist das Ziel!“ „Ich bin nicht verrückt!“

Apropos verrückt. Verrückt machen sich ganz offensichtlich zahlreiche der insgesamt gut 2500 Mammutmarscher. Was da in den Facebook-Foren so für Fragen aufkamen … Fast täglich wurde nach der perfekten Schuh-Socken-Kombination, einer Anleitung zum GPS-Track-auf-der-besten-App-anzeigen oder der besten Stirnlampe gefragt. Panik brach aus, als nicht alle Teilnehmer direkt am ersten Tag alle Info-E-Mails und Startpässe – die kamen per Post … das Problem ist offensichtlich – erhielten. Reichlich Tipps wurden auch bezüglich der Verpflegung und dem Gepäck ausgetauscht. Das Spektrum reicht dabei von „‘ne Flasche Wasser und ‘ne Stulle“ bis hin zum halben Hausstand oder der Ausrüstung für eine vier- bis sechswöchige Dschungelexpedition. Meine Lieblingsfrage war aber die nach den Brandenburger Wolfsrudeln. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr in den vorpolnischen Wäldern. Diese Raubtiere warten schon sehnsüchtig auf die wilde Wanderhorde um sich endlich mal wieder so richtig sattfressen zu können. Noch heute werden abgenagte Knochenreste von Teilnehmern aus dem letzten Jahr gefunden. Einige gelten immer noch als vermisst. Ich entschied mich daher sicherheitshalber in Startgruppe 4 zu starten. Da sollte der erste Wolfshunger gestillt sein.

Am Samstag 16:30 Uhr fällt dann der Startschuss für meine bisher vermutlich größte Herausforderung. Vorher heißt es noch Rucksack packen (Wasser, Tee, ne Cola, Bananen, Brötchen, Eier, Müsliriegel, Schokolade (!), Stirnlampe, Wechselsocken und -Klamotten, Taschenmesser (für die Wölfe), Magnesium, Energieriegel, iPod und den Extra-Akku fürs Telefon. Außerdem auf gutes Wetter hoffen und bevor die Tort(o)ur beginnt, gut ausschlafen und den internen Energiespeicher bei einer Pasta-Orgie ordentlich auffüllen.

Drückt mir die Daumen! Und wenn ich dann nach etwa zwei bis drei Wochen wieder ansprechbar bin, werde ich berichten.

PS: Immer wenn irgendwo „Mammutmarsch“ steht, lese ich schon nur noch „MammutmARSCH!“. Ich habe also schon eine Ahnung wie ich mich danach fühlen werde.

PPS: Patientenverfügung und Testament liegen in der linken oberen Schublade!

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