Alle, denen ich von dieser Herausforderung erzählt habe,
haben mich ja in den letzten Tagen und Wochen – vermutlich zu Recht – für bekloppt
erklärt. Ist mir inzwischen auch klar. Nützt aber nix, am Samstag geht’s los.
Und ich bin top vorbereitet. Habe mir extra neue Schuhe gekauft und diese auch
erfolgreich eingelaufen. Dennoch werde ich mich für die alt bewährten leichten
Trekkingschuhe entscheiden. Die sind schon über Gletscher und Vulkane, über
Stock und Stein und durch Flüsse, Wiesen und den Himalaya mit mir darin gelaufen.
Das sollte für Brandenburg eigentlich auch reichen. Diese neuen bunten
Hightech-Schuhe sind einfach überbewertet. Aber immerhin konnte ich zweieinhalb
Stunden lang mal alle möglichen und unmöglichen Schuhtypen im Outdoorladen
durchprobieren. Hat sich ja gelohnt. Weitere Bestandteil der Vorbereitung: zwei
Testwanderungen. Die erste mit knapp über 30 km verlief super. Am nächsten Tag
keine Blasen oder großartig Muskelkater. Und die Strecke entlang des nördlichen
Berliner Mauerwegs war auch wirklich schön. Die zweite Tour … naja … tolle
Strecke durch den Grunewald, vorbei am Wannsee und am Ende entlang des
Teltowkanal. Super Wetter und insgesamt 45 km. Aber meine Verfassung an dem Tag
war nicht so toll. Die letzten zehn Kilometer habe ich mich mit einer
Muskelverhärtung im linken Schienbein und dem Verdacht auf eine riesige Blase bis
zum Ziel gequält. Über die Tatsache, dass ich unerwarteter Weise doch ohne
Blase davongekommen bin, konnte ich mich nur kurz freuen. Die Muskelverhärtung
war hartnäckiger als gedacht und ich konnte drei Tage gar nicht laufen. (Hier
jetzt bitte ganz mitleidig schauen!) Hab mich deswegen vorab auf Arbeit schon vorsichtshalber
für vier Tage krankgemeldet.
Nach dieser Erfahrung habe ich mich die letzten Wochen
dann eher auf Mentaltraining beschränkt und mir vor allem gut zugeredet: „Ich
schaffe das!“, „Der Weg ist das Ziel!“ „Ich bin nicht verrückt!“
Apropos verrückt. Verrückt machen sich ganz
offensichtlich zahlreiche der insgesamt gut 2500 Mammutmarscher. Was da in den
Facebook-Foren so für Fragen aufkamen … Fast täglich wurde nach der perfekten
Schuh-Socken-Kombination, einer Anleitung zum GPS-Track-auf-der-besten-App-anzeigen
oder der besten Stirnlampe gefragt. Panik brach aus, als nicht alle Teilnehmer
direkt am ersten Tag alle Info-E-Mails und Startpässe – die kamen per Post …
das Problem ist offensichtlich – erhielten. Reichlich Tipps wurden auch bezüglich
der Verpflegung und dem Gepäck ausgetauscht. Das Spektrum reicht dabei von „‘ne
Flasche Wasser und ‘ne Stulle“ bis hin zum halben Hausstand oder der Ausrüstung
für eine vier- bis sechswöchige Dschungelexpedition. Meine Lieblingsfrage war
aber die nach den Brandenburger Wolfsrudeln. Eine nicht zu unterschätzende
Gefahr in den vorpolnischen Wäldern. Diese Raubtiere warten schon sehnsüchtig
auf die wilde Wanderhorde um sich endlich mal wieder so richtig sattfressen zu
können. Noch heute werden abgenagte Knochenreste von Teilnehmern aus dem
letzten Jahr gefunden. Einige gelten immer noch als vermisst. Ich entschied
mich daher sicherheitshalber in Startgruppe 4 zu starten. Da sollte der erste
Wolfshunger gestillt sein.
Am Samstag 16:30 Uhr fällt dann der Startschuss für meine
bisher vermutlich größte Herausforderung. Vorher heißt es noch Rucksack packen
(Wasser, Tee, ne Cola, Bananen, Brötchen, Eier, Müsliriegel, Schokolade (!), Stirnlampe,
Wechselsocken und -Klamotten, Taschenmesser (für die Wölfe), Magnesium,
Energieriegel, iPod und den Extra-Akku fürs Telefon. Außerdem auf gutes Wetter
hoffen und bevor die Tort(o)ur beginnt, gut ausschlafen und den internen
Energiespeicher bei einer Pasta-Orgie ordentlich auffüllen.
Drückt mir die Daumen! Und wenn ich dann nach etwa zwei
bis drei Wochen wieder ansprechbar bin, werde ich berichten.
PS: Immer wenn irgendwo „Mammutmarsch“ steht, lese ich
schon nur noch „MammutmARSCH!“. Ich habe also schon eine Ahnung wie ich mich
danach fühlen werde.
PPS: Patientenverfügung und Testament liegen in der
linken oberen Schublade!
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