Leute, Leute was
war das denn bitte für eine Woche? Da weiß man ja gar nicht so Recht, wo man
anfangen soll. Jeden Tag eine neue Schlagzeile, eigentlich genug um ein ganzes
Sommerloch zu füllen. Aber nix da! Alles noch schön vor der Ferienzeit
verbraten. Fangen wir also am besten direkt vor der Haustür an. An Selbige
kommen einige seit etlichen Tagen - wenn überhaupt - nur noch mit einem Boot.
Denn innerhalb von nur elf Jahren sind zahlreiche Elbe-, Mulde- und
Saalestädter zum zweiten Mal von einer Jahrhundertflut heimgesucht worden. Auch
entlang von Donau und Neckar und in Österreich und Tschechien ist das gesamte
Lebenswerk vieler Menschen im wahrsten Sinne des Wortes einfach weggespült
worden. Doch das eigentliche Drama ist wohl, dass den Krawallmedien so langsam
die Superlative für derartige Ereignisse ausgehen. Denn es ist wirklich ebenso
erstaunlich, wie lobenswert, welche Solidarität und Hilfsbereitschaft innerhalb
kürzester Zeit ans Tageslicht gelangt, wenn die Kacke wirklich am dampfen ist,
oder besser gesagt, das Wasser bis zum Halse steht. So nach und nach versuchen
nun alle noch irgendwie mit auf den Zug der Solidarität aufzuspringen. Seien es
die verschiedenen Radio- und Fernsehsender, Fußballvereine oder Künstler, die
mit Benefiz- und Spendenaktionen Geld von jedermann einsammeln wollen, und
dieses dann als große Geste unter eigenem Namen weitergeben, damit sie nicht in
die eigene Tasche greifen müssen. Aber wollen wir nicht zu kritisch sein, den
Betroffenen wird am Ende egal sein, woher das Geld kommt. Hauptsache es kommt
auch wirklich dort an, wo es dringend benötigt wird. Unsere Politik(er) war(en)
eher darum besorgt, möglichst unbeschadet aus der Nummer raus zu kommen. So hat
die Muddi der Nation auch erst nach über einer Woche ihre Gummistiefel gefunden
um mal vor Ort vorbei zu schauen. Das war jetzt für die Flutopfer keine große
Hilfe, aber bevorstehende Bundestagswahlen hilft es wohl zu gewinnen. Noch
peinlicher war aber das ständige Schuld hin und her schieben zwischen
Regionalpolitikern und Bevölkerung, wenn es um das Thema versäumter
Hochwasserschutz in der eigenen Stadt ging. Über die diversen politischen
Kurzschlussvorschläge - Hochwassersteuer für alle, einmauern der Risikogebiete
- oder der Schrei in sozialen Netzwerken nach Hilfe aus dem Ausland, lege ich
an dieser Stelle kopfschüttelnd besser den Mantel des Schweigens.
Gelüftet wurde der
Mantel des Schweigens, wenn auch eher unfreiwillig, über das Spionagegebaren
der NSA im WWW. Nicht das es wirklich überrascht, aber die US-Regierung fühlt
sich genötigt, auf sämtliche Kommunikation im Netz, sei es nun in den sozialen
Netzwerken, E-Mails oder direkt bei Google, Apple, Microsoft und Yahoo, ein
wachsames Auge zu werfen. Zur Terrorprävention! Auch wenn in diesem Jahr in den
USA bisher mehr Menschen durch nicht ganz fachgerechten Waffengebrauch von
Kleinkindern, als durch terroristische Anschläge getötet wurden. Aber dafür ist
ja auch eher die NRA verantwortlich. NRA, NSA, da ist die Verwechslungsgefahr
nicht von der Hand zuweisen und der Übergang vermutlich auch fließend.
Offiziell dienen beide vermutlich dem Gemeinwohl. Und weil die
amerikanische Spähsoftware Prism - Skandal! - so schön funktioniert, beschließt
die Bundesregierung, zum Schutz der deutschen Bevölkerung, dass der BND so etwas
auch braucht. Ganz zur Freude von Bundesinnen-Mielke H.P. Friedrich. Nachdem
das Projekt Bundestrojaner ja leider etwas schief gegangen ist, könnte man dann
vorab selber schon einmal querlesen, was die Amis dann alles zu sehen
bekommen.
In dieselbe
Kategorie passt im Grunde auch noch die nächste Schlagzeile: WLAN aus den
Wolken. Denn Google plant mit Hilfe von Heliumballons ein weltumspannendes Netz
zur Versorgung der ganzen Welt mit Internet zu errichten. Sicher gut gemeint,
aber auch nicht ganz uneigennützig. Schreit ein wenig nach Weltherrschaft und
klingt, wenn ich nur kurz an das ein paar Zeilen weiter oben geschriebene
erinnern darf, ziemlich beängstigend.
Nicht nur
beängstigend, sondern ernsthaft schockierend ist das Verhalten des türkischen
Ministerpräsidenten Erdogan, der ganz offensichtlich erheblich den Bezug zur
Realität verliert. Was außerhalb der Türkei kaum bekannt wurde, sind die
zunehmend verschärften Gesetze in Bezug auf das tägliche Leben im Land und
äußerst fragwürdige Forderungen hinsichtlich Geburtenzahlen (drei Kinder oder
mehr) usw. Da wähnt man ein Land auf behutsamem Weg in Richtung
freiheitlich-liberalem Denken, das stolz die Trennung von Staat und Religion
kolportiert und dann verkündet der zwar Gewählte - aber so einen hatten wir in
Deutschland vor 75 Jahren auch schon - im Wahn ein Gottesgesetz nach dem
anderen. So wird dann die Diskussion um ein paar Bäume im Stadtzentrum von
Istanbul zum Auslöser für eine Massenbewegung der Bevölkerung im ganzen Land,
die die gesamte Unzufriedenheit an die Oberfläche bringt. Und wenn Menschen,
quer durch alle Schichten, jung, alt, verschleiert oder nicht, sich zusammen
finden und überwiegend friedlich, aber mit Vehemenz protestieren und dem
Herrschenden nichts weiter einfällt, als mit aller Gewalt gegen diese
vorzugehen, ist dies nicht zu tolerieren. Dass die Stürmung des Gezi-Park
mit dem letzten Ton des Abendgebetes beginnt und die Regierung den Taksim-Platz
nach tagelangen Straßenschlachten über Nacht wieder herrichten lässt, um so zu
tun, als wäre nichts passiert, setzt dem ganzen nur noch die Krone auf. Man
kann nur hoffen, dass die Widerstandsbewegung sich von solchen Aktionen nicht
entmutigen lässt, weiter macht, für die schon einmal errungenen Freiheiten
kämpft und dabei sämtliche mögliche Unterstützung erfährt.
Die positiven
Konsequenzen von langjährigen Repressalien durch wahnwitzige
Regierungschefs können wir, zugegebener Maßen ein wenig unerwartet, in der
scheinbar besser als erwartet funktionierenden Demokratie im Iran erleben. Zwar
hat der gewählte Präsident des Landes nicht allzu viel politisches Sagen - das
Staatsoberhaupt bleibt der sogenannte Oberste Rechtsgelehrte
oder Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei -, doch es ist hoffentlich
als positives Zeichen für eine gemäßigtere Politik nach außen und vor allem
nach innen zu werten, dass ausgerechnet der moderateste Kandidat Hassan Rohani,
im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erlangt und den allseits unbeliebten
Mahmud Ahmadinedschad ablöst. Die Wahlbeteiligung lag trotz angedrohter
Repressalien bei über 72 Prozent. Jetzt bleibt, in erster Linie für alle
Iraner, zu hoffen, dass der neugewählte Staatspräsident seinen Versprechungen
auch die entsprechenden Taten folgen lassen kann und das Volkswohl wieder eine
größere Rolle spielt, als unter dem Vorgänger.
Ein Nachfolger wird
auch in Brasilien gesucht. Allerdings erst im nächsten Jahr, denn dann findet
dort die nächste Fußballweltmeisterschaft statt. Ein Jahr vorher findet, quasi
zur Vorbereitung, der Confed-Cup statt. Ein Fußballturnier, bei dem der
Gastgeber gegen den amtierenden Weltmeister und die sechs Kontinentalmeister
zum Testlauf antritt. Dummer Weise haben auch hier die Verantwortlichen wieder
nicht über den eigenen Tellerrand, beziehungsweise die Stadionmauern geschaut.
Mit dem Ergebnis, dass man bis 2014 zwar zwölf topmoderne Stadien errichtet,
davon sieben komplett neu gebaut und fünf grundlegend umgebaut, aber die
Infrastruktur rund herum vernachlässigt werden. Und so ist es wenig
verwunderlich, dass rund um die WM-Generalprobe tausende Brasilianer ihren
Unmut kund tun und gegen die Milliardenverschwendung protestieren und fordern
das Geld besser in Krankenhäuser, Schulen, Infrastruktur und Bildung zu
investieren. Auch hier fühlt sich die Staatsmacht genötigt mit Wasserwerfern
und Tränengas gegen die Protestierenden vorzugehen, auch wenn die Augen der
Öffentlichkeit bereits auf das Land gerichtet sind.
Ebenfalls ein
Neubau sorgt auch in Berlin für große Begeisterung. Nachdem endlich der
international Airport BER pünktlich fertiggestellt wurde und noch ein paar beim
Bau gesparte Euro übrig geblieben sind, wurde in dieser Woche der Grundstein
für das neue Stadtschlösschen für König Wowi XIV. gelegt. Damit geht nach
langem hin und her ein großer Wunsch aller Berliner in Erfüllung und die
unschöne grüne Freifläche am Spreeufer verschwindet. Zur Begutachtung der Baufortschritte
reist dann in den kommenden Tagen auch direkt der US-Präsident an. Auch auf ihn
freuen sich alle Berliner schon wie Bolle und nehmen dafür gern kilometerlange
Staus und Umweg in Kauf. Außerdem wird Mister Obama unserer Angie schön den
Rücken für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf stärken. In dessen
Vorbereitung finden und fanden gerade die großen Parteitage der Parteien statt,
wo im Kern die jeweiligen Programme verabschiedet wurden. Diese mehrere hundert
Seiten umfassenden fiktionalen literarischen Werke sollen dem potentiellen
Wähler die Entscheidung ein wenig erleichtern und im Endeffekt zur Verbesserung
seiner Lebenssituation beitragen. Jetzt habe ich selber noch nicht alle
Parteiprogramme komplett durchlesen können, befürchte aber, dass sich erneut
niemand eine Anregung aus dem Königreich Bhutan, einem kleinen Staat im
Himalaya, zu Herzen genommen hat und das Bruttonationalglück zum neuen
politischen Ziel erklärt. Dabei geht es um soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz,
Kultur und vertrauenswürdige Politik zum Wohle der Gesellschaft, nicht um Macht
oder Reichtum, nicht um Bestimmung, sondern um Mitbestimmung, nicht um
Diskriminierung oder totale Kontrolle und erst recht nicht um Gewalt. Es geht
nicht um einen, es geht um ALLE!
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