Sonntag, 9. Juni 2013

FedEx - Mit dem Service in die Wüste


Einige von Euch haben es ja vielleicht mitbekommen, aber ich durfte in den letzten Tagen einmal das gesamte Serviceangebot eines recht bekannten international agierenden Express-Luftfrachtunternehmens kennen lernen ... hier also nun die ganze Geschichte. Es war einmal ein Paket... Moment: fangen wir am besten ganz vorn an. Es war Sonntagnachmittag und das Wetter zwang einen regelrecht zum nicht hingucken. Denn da wo eigentlich Frühsommer hätte sein können, war mehr so November. Was tut man also an so einem Tag? Genau man klickt sich durchs www und ist latent anfällig für Frust-Shopping. Nachdem ich mich nun nur wenige Stunden relativ ziellos, zu erst durch die Angebot und anschließend durch das gesamte Sortiment meines drittliebsten Buchladens geklickt und gescrollt hatte, fand ich tatsächlich ein Kleidungsstück, welches in Form, Farbe, Größe und auch Preis meinen Vorstellungen voll und ganz entsprach. Also ab damit in den Einkaufswagen, noch kurz das Kleingedruckte lesen und bestellen. Der Bestellvorgang lief routiniert zügig ... aber Moment ... Versandkosten von 11,98 Euro??? Vielleicht besser doch noch mal schnell das Kleingedruckte lesen! Diesmal wirklich! Und siehe da, dort findet sich folgender Hinweis #1: "Alle Waren werden direkt aus dem Shop in Süd Korea versandt". Ein kurzer fragender Blick - egal - das rechtfertigt zumindest die 12 Euro Versandkosten! Hinweis #2: "Dies dauert in der Regel 2 bis 7 Geschäftstage" - gut zu wissen. Also Bestellung abschicken und nur wenig später landet die automatische Bestellbestätigungs-Mail in meinem Postfach.
Nächster Tag. Zwei neue E-Mails, direkt vom Shop aus Südkorea (natürlich in deutsch). E-Mail #1: Montag, kurz nach 3 Uhr. Inhalt: "Bitte prüfen Sie die bestellte Kleidergröße und teilen Sie uns schnellstmöglich mit, wenn Sie diese noch ändern möchten, damit wir vor dem Versand entsprechend reagieren können". E-Mail #2: Montag, kurz nach 6 Uhr. Inhalt: "Ihre Bestellung wurde versendet". Glück gehabt, muss ich ja nix mehr überprüfen. 
Das Paket war nun also auf seiner Reise. Vom Shop in Seoul, Südkorea, ging es zuerst zum Flughafen von Incheon, immer noch Korea. Etwa 50 Kilometer in knapp vier Stunden und immerhin schneller als zu Fuß. Doch das Tempo sollte sich jetzt etwas erhöhen, denn es ging in die Lüfte. Erster Zwischenstopp - nach ungefähr 2000 Kilometern und etwa dreieinhalb Stunden - in Guangzhou, China. Zweiter Zwischenstopp - 9100 Kilometer und elf Stunden später - in Köln. Das mein Paket dann noch weitere 22 Stunden benötigt, bis es in Berlin ankommt, ist erstmal nicht weiter tragisch. Schließlich ist hier erst Mittwoch, die größte Strecke zurückgelegt und das tatsächlich in nur zwei Tagen. Wie gesagt, es ist Mittwochmorgen, als es plötzlich klingelt und ich mich dummer Weise gerade der Körperpflege widme. Wie sich herausstellen sollte ein fataler Fehler. Als ich dann etwa eineinhalb Stunden später das Haus, mit einem kurzen Kontrollblick in den Briefkasten und einem suchenden Rundumblick nach einem Paketdienstbenachrichtigungszettel, verlasse, steht für mich fest, geklingelt hat entweder irgendein Werbeausträger oder die Müllabfuhr. Als ich jedoch etwas später zurück komme, entdecke ich plötzlich eine blau-orange-farbene Nachricht mit dem Hinweis, dass die Sendung nicht zugestellt werden konnte und ich mich bitte per E-Mail oder Telefon beim Kundenservice melden solle. Bevor ich das tat, habe ich online noch schnell den Paket-Tracking-Dienst abgerufen und musste feststellen, dass der Zusteller tatsächlich innerhalb von zwei Stunden zweimal bei mir geklingelt und damit scheinbar seine Pflicht erfüllt hatte. Ich nahm also die Benachrichtigungskarte und wählte die abgedruckte Telefonnummer der kostenpflichtigen Hotline. Dort durfte ich mir die freundliche Ansage anhören, dass die Nummer nicht mehr aktuell sei und nach rascher Nennung der neuen Hotline, wurde das Telefonat beendet. Okay, dann probiere ich es halt per E-Mail. Flott eine E-Mail geschrieben, mit der Bitte mir das Paket am nächsten Tag noch einmal zuzustellen. Donnerstag, Vormittag. Antwort vom Kundendienst: "Leider können wir auf E-Mails nicht schnell genug reagieren, weshalb Ihre Sendung heute leider nicht in der Zustellung ist. Bitte kontaktieren Sie unseren Kundendienst telefonisch". Daumen hoch! Also nochmal den Telefonserviceautomaten angerufen, diesmal die neue Nummer. Nach einigen Minuten "Drücken Sie bitte dies, drücken Sie bitte das" hatte ich dann einen echten Servicemitarbeiter am anderen Ende der Leitung, der mir doch allen Ernstes empfehlen wollte, dass ich mein Paket doch auch selber im Lager abholen könne und nannte mir die entsprechende Adresse: Postleitzahl irgendwas mit 12 ... bei mir steht vorn 'ne 10. Hab ich dankend abgelehnt. Darauf hin hat er mir versichert, dass ich mein Paket zumindest am Freitag bekomme. 
Als dann bis Freitag am späten Nachmittag die Aussicht auf eine Zustellung noch in dieser Woche erheblich sank, fühlte ich mich genötigt, erneut eine E-Mail an den Kundenservice zu verfassen. Der Ton etwas rauer und mit der klaren Ansage: Zustellung bitte Montag bis 12 Uhr. 
Montag, 12:45 Uhr. "Leider haben wir auch diese E-Mail soeben erst bearbeitet. Bitte rufen Sie die Hotline an". Wozu gibt es eigentlich diesen E-Mail-Kundendienst? Die Frage konnte mir auch der nächste nette Herr des Telefonservice nicht beantworten, der sich - nach dem bekannten "Drücken Sie bitte dies und drücken Sie bitte das" - um mein Anliegen kümmern wollte. Natürlich konnte er einen erneuten Zustellversuch erst für den kommenden, also Dienstag veranlassen und eine Lieferung bis 12 Uhr wollte er auch nicht mehr versprechen. 
Achter Tag, die Hoffnung stirbt zuletzt. Inzwischen waren zu den ursprünglichen zwölf Euro noch diverse Telefongebühren gekommen und die Vorfreude ins unermessliche gestiegen und siehe da: Dienstagvormittag, es klingelt an der Tür - selbstredend natürlich wieder im denkbar ungünstigsten Moment - und es steht tatsächlich ein uniformierter Herr mit meinem Paket vor der Tür und händigt mir dieses - im Tausch gegen eine schnelle abstrakte Zeichnung - aus. Paket aufgerissen, Klamotte anprobiert, passt, zum Glück. Jetzt überlege ich nur noch, ob ich vielleicht, nur so zum Spaß, das Ganze zurückschicken und doch noch in einer anderen Größe bestelle sollte ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen