Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen in meinem Blog
nie, wirklich niemals einen Beitrag über die geballte Inkompetenz der Deutschen
Bahn AG zu schreiben, denn sie gibt einem ja im Grunde bei jeder Reise auf
Schienen mindestens einen Anlass um sich gehörig aufzuregen. Aber was sich die
Bahn am letzten Wochenende, einem Dank Freitag-Feiertag verlängertem und
spätsommerlichem Wetter idealen Reisewochenende geleistet hat spottet wirklich
jeder Beschreibung. Ich werde versuchen, auf wüste Beschimpfungen und
unendliche Hasstiraden zu verzichten und mich für eventuelle verbale Ausfälle
direkt im Vorhinein entschuldigen.
Ich hatte also, wie ganz offensichtlich einige andere
auch, die glorreiche Idee, das Wochenende zum Reisen und Freunde besuchen zu
nutzen. Kurz gesagt: einmal Berlin – Heidelberg und zurück. Um Zeit und Geld zu
sparen entschied ich, das erste Teilstück von Berlin nach Frankfurt mit dem
Flugzeug zurückzulegen und nur für das letzte Stück den Zug zu wählen. Ich
glaube, ich hatte dabei Gedanken wie „Risikominimierung“ und „Nervenschonung“
im Hinterkopf. Nun ja, ich möchte nicht zu viel vorweg verraten, aber der Plan
ist irgendwie nicht ganz aufgegangen. Doch der Reihe nach. Die Flüge waren
bereits lange gebucht, die passenden Zugverbindungen recherchiert und so machte
ich mich am späten Freitagvormittag auf in Richtung Berliner Flughafen. Dem in
Tegel, denn der funktioniert ja noch. Eingecheckt hatte ich bereits online und
um auf die zeitraubende Gepäckabgabe verzichten zu können, musste – für die drei
Tage – Handgepäck ausreichen. Ich packe also, um den Security Check nicht
unnötig in die Länge zu ziehen, vorsichtshalber sämtliche Hieb-, Stich- und
Schusswaffen, Kugelschreiberminen, Plastikgabeln, Flammenwerfer, Sprengstoffe
und radioaktiven Materialien gar nicht erst in den Koffer und die
Hygiene-Flüssigkeiten in einen separaten, durchsichtigen Zipp-Beutel. Ganz im
Gegenteil zu dem Passagier, der wenig später direkt vor mir versucht durch die
Sicherheitskontrolle zu gelangen. Aber so etwas hatte ich, ebenso wie einen
verpassten Bus, der mich laut Fahrplan in circa zwanzig Minuten zum
Flughafenterminal bringen sollte, in meiner dennoch sportlichen Zeitplanung
einkalkuliert. Und so war ich auch immer noch völlig entspannt, als ich den
avisierten Bus, oder seinen erheblich verspäteten Vorgänger, ungefähr zweieinhalb
Minuten vor offizieller Abfahrt fröhlich vor meiner Nase davonfahren sah, egal,
noch fünfundfünfzig Minuten bis zum Boarding. Die ersten zehn
Haltestellenminuten vergingen, kein Bus, noch fünfundvierzig Minuten. Die
nächsten fünf Haltestellenminuten vergingen, etwas langsamer, immer noch kein
Bus, vierzig Minuten bis zum Boarding. Leichte Nervosität kam auf und ich
schmiedete bereits erste Plan-Bs, doch auch Taxen verirrten sich an diesem Feiertag
nur wenige auf Berlins Straßen. Weitere fünf Minuten verrannen. Ich vermisste,
zusammen mit einer Leidensgenossin, somit schon den dritten Bus und wurde durchaus etwas unruhig, bis dann
endlich, mit nur wenigen Minuten Verspätung, der leicht überfüllte Bus gen
Flughafen auftauchte. Meinem Schicksal überlassen, hoffte ich nun, gut
zweiunddreißig Minuten bis zum Boarding, zumindest nicht noch in einen
kapitalen Stau zu geraten. Als erste kleine Rache an der BVG ersparte ich
meiner Mitwarterin den Kauf eines Tickets und schob sie, wild mit meiner
Monatskarte winkend, am bereits nach dem Geld lechzenden Busfahrer vorbei und
konnte somit dafür sorgen, dass sich Ihre Gesichtszüge ein wenig entspannten.
Am Flughafenterminal angekommen – noch elf Minuten –, durchquerte ich dieses
mit recht zügigem Schritt in Richtung Gate, welches sich logischer Weise am
hintersten Ende des Terminals befand und reihte mich, in die wie erwartet,
kurze Schlange am Security Check ein. Der schon erwähnte potentielle Terrorist
vor mir fietschte beim Durchqueren des Metalldetektors wie ein Irrer. Zurück.
Laptop, Uhr, Kette, Kleingeld, Gürtel hätte man ja vorher ablegen können.
Zweiter Versuch: gleiches Ergebnis. Noch mehr Kleingeld. Und ganz
offensichtlich diverse Metallplatten und Piercings im und am Körper. Dazu
Nieten an der Hose und Stahlkappen in den Schuhen. Der Typ stand also noch eine
Weile da rum und wurde aufs penibelste mit dem Handmetalldetektor abgecheckt.
Ich wurde vorbei gewunken. Nichts. Als ich Gürtel und Armbanduhr wieder
anlegte, immer noch sieben Minuten, und meinen Koffer entgegennahm, wurde die
Tasche meines Vorgängers schon mal mit hochgezogener Augenbraue dezent zur
Seite gezogen. Ich machte mich derweil auf den Weg in den Duty Free Shop,
Gastgeschenk besorgen. Noch schnell eine Zeitung gegriffen, alles verstaut und
ab ins Flugzeug.
Nach kurzem Auf und wieder Ab, einem schnellen Kaffee und
einer Rundfahrt über den Frankfurter Flughafen, die ungefähr so lange dauerte,
wie der eigentliche Flug, begab ich mich zügig, aber mit leichtem Umweg, in
Richtung des Bahnanschlusses Gleis 4. Dank meiner guten Vorbereitung, wusste
ich, dass in etwa fünfzehn Minuten der nächste ICE Richtung Mannheim fahren und
ich in etwa einer Stunde, pünktlich zu Kaffee und Kuchen, mein Reiseziel
entspannt erreicht haben sollte. Soweit die Theorie. In Realität empfing mich
die Bahn mit dem freundlichen Hinweis: „ICE 0815 – heute circa. Fünfundzwanzig
Minuten später“ und gab mir so die Möglichkeit, noch etwas durch den
vorhandenen Supermarkt zu schlendern und die fantastische Aussicht aus dem
Untergeschoss des Bahnhofs zu genießen. Als der Inter City Express dann endlich
eintraf, hielt er folgenden zusätzlichen kleinen Überraschungen parat:
„umgekehrte Wagenreihung“ und „heute am Gleis 5“ und sorgte damit für leichtes
Extra-Tohuwabohu am Bahnsteig – Leser, die dieses Ereignis schon einmal live
miterleben durften, wissen wovon ich rede. Eine „Wall of Death“ beim
Wacken-Festival ist ein Kindergeburtstag dagegen. Immerhin, ich konnte sogar
einen Sitzplatz ergattern und hatte somit alle Ruhe, um nach der alternativen
Anschlussverbindung von Mannheim nach Heidelberg zu suchen. Schnell musste ich
feststellen, dass dank des Feiertags, die S-Bahnen in deutlich größeren
Abständen fuhren, als erwartet und so hoffte ich, um nicht eine weitere
sinnlose halbe Stunde im stin…, ähm, in Mannheim ausharren zu müssen, die
nächste S-Bahn noch knapp zu erwischen. Um es positiv zu formulieren: ich
konnte noch aus relativ nächster Nähe feststellen, dass diese S-Bahn den Bahnhof
sehr pünktlich Richtung Südosten verlies. Ganz offensichtlich hatte ich damit
gerade noch den einzigen Zug des Tages gesehen, der den vorgesehenen Fahrplan
einhielt, den nur wenige Augenblicke später, dröhnte aus dem Lautsprecher vom
Nachbargleis der Hinweis, dass ein Inter City nach Stuttgart – Surprise,
Surprise – mit Halt in Heidelberg „heute mit fünfunddreißig Minuten Verspätung“
mich in einigen Minuten an mein Reiseziel bringen würde. Und schwupp-die-wupp
war ich, die Fahrt in bester Gesellschaft einer Gruppe rotzbesoffener und weder
ihrer Zungen noch sonstigen Körperteile kontrollmächtiger Jugendlichen auf
„Kegelfahrt“, nur eine viertel Stunde später am Ziel angekommen, voller
Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende und ohne einen Gedanken an die mich
erwartende, sagen wir eindrucksvolle, Rückreise.
To be continued…
Klingt doch wie ein, warte, le.., warte es kommt gleich, legendäres Wochenende! :)
AntwortenLöschenUnd das war erst der Anfang. Das eigentliche Highlight folgt im nächsten Teil.
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