Der Mensch an sich ist
schon ein komisches Wesen und das meine ich jetzt ganz und gar nicht
körperlich sondern mehr so psychisch. Irgendwie werde ich den
Eindruck nicht los, dass die Spezies Mensch besonders gern stehen
bleibt, an den unmöglichsten Stellen. Ich befürchte es handelt sich
dabei um einen tragischen Gendefekt. Verantwortlich dafür das
sogenannte Plötzlich-nicht-mehr-weiter-Gen. Evolutionstechnisch
eindeutig eine Fehlentwicklung, denn ist nicht gerade der in der
Tierwelt weit verbreitete, besonders gut ausgeprägte Fluchtreflex
ein wichtiger Garant für das Überleben? Sollte das
Im-Weg-rum-stehen jedoch dazu dienen, die Weltbevölkerung ein wenig
zu dezimieren, muss leider festgestellt werden, dass die Methode
etwas zu ineffektiv ist. Ich wäre ja dafür, dass Menschen, die
unvermittelt stehen bleiben und dabei anderen, zielstrebigen Menschen
sinnlos im Weg stehen, auf der Stelle weggebeamt werden.
Das Phänomen der
plötzlichen Fortbewegungsverweigerung tritt besonders gern an den
ungeeignetsten Stellen auf. Zum Beispiel am Ende von Rolltreppen.
Warum zum Teufel bleiben einige Leute am Ende der vollbesetzten
Rolltreppe einfach stehen? Haben die nicht mitbekommen, dass das
Förderband ab hier nicht mehr für den Personentransport
verantwortlich ist? Haben die plötzlich Orientierung verloren?
Obwohl sie gerade mehrere Minuten lang, schnurgerade auf ein ganz
offensichtliches Ziel zugefahren sind. Es mag ja nicht so tragisch
sein, wenn man sich - auf der neuen Ebene angekommen - erst einmal
umschauen möchte und man ganz allein auf der Rolltreppe unterwegs
war. Aber wenn diese fahrenden Stufen voll besetzt sind, was in der
Regel auch von den Vorausfahrenden bemerkt werden sollte, und der
Personennachschub deshalb kontinuierlich fortgesetzt wird, was zur
Folge hat, dass es unausweichlich zu Stau und im schlimmsten Fall zum
berühmt berüchtigten Dominoeffekt kommt, ist es doch nicht zu viel
verlangt zwei Schritte zu tun und zumindest eine kleine
Fluchtmöglichkeit zu bieten. Anderes Beispiel, im Supermarkt. Da
sind doch immer so Drehkreuze - fragt mich nicht wieso! - eines für
Menschen und eines mit so Plastikfransen für die Einkaufswagen.
Zugegeben, es ist koordinativ schon leicht anspruchsvoll sich selbst
durch die Personenvereinzelungsanlage - die heißen wirklich so - und
den rollenden Einkaufskorb parallel durch das andere Ding zu
schieben. Aber ist das wirklich so anstrengend, dass man danach erst
mal eine kurze Pause benötigt? An der fehlenden Orientierung kann es
hier ja eigentlich nicht liegen. Es sei denn das im vorhergehenden
Beitrag beschriebene Phänomen ist gerade mal wieder eingetreten.
Allerdings kann man in so einem Supermarkt durchaus auch noch einmal
zurück gehen, wenn man etwas vergessen oder eben nicht gefunden hat.
Nervt zwar, ist aber, wie ich erst neulich feststellen durfte,
tatsächlich möglich. Zum Schluss hab ich noch ein drittes Beispiel,
bei dem zahlreichen Menschen regelmäßig in ihren persönlichen
Standby-Modus verfallen. Genau: automatische Schiebetüren.
Spannender Weise sind die meisten von diesen verrückten Dinger so
konstruiert, dass man erstens hindurchschauen kann und zweitens sie
sich wie von Zauberhand öffnen und man nicht dagegen rennt. Passiert
Letzteres doch, folgt in der Regel großes Gelächter. Jedoch scheint
das erfolgreiche überwinden dieser Hindernisse manch einen so extrem
zu fordern, dass man direkt dahinter kurz verschnaufen muss. Denn
auch hier möchte ich den Orientierungsverlust nicht als Ausrede
gelten lassen, da man - wie gesagt - zumeist schon bei der Annäherung
von drinnen hinaus oder von draußen hinein schauen kann. Eine
besondere magische Anziehungskraft scheinen jedoch Automatiktüren an
fahrenden Objekten auszuüben. Hier lässt sich ganz oft sogar eine
Verdopplung des Im-Weg-herum-steh-Effektes beobachten. Denn kommt ein
solches Fahrzeug - ein Zug, ein Bus, eine Straßenbahn,
beziehungsweise eine Tram (für die aus den gebrauchten
Bundesländern) - zum Halten und eine Schiebetür öffnet sich, steht
immer mal wieder bereits eine breite Menschenfront wie angewurzelt
direkt davor. Dann stehen sich urplötzlich zwei Personenfronten
versteinerte gegenüber. Schafft es dann tatsächlich einer von Innen
nach draußen, muss diese Person natürlich direkt wieder wie
paralysiert stehen bleiben. In dem Fall hilft dann oft nur noch rohe
Gewalt, damit das System nicht vollständig zum erliegen kommt. Und
an alle Kampfrentner mit ihren Rollatorpanzern, Mütter mit
Kinderwagen und unkontrollierte Kinderhorden die sich gern darüber
echauffieren, wenn Sie von Aussteigenden blöd angeguckt oder berührt
werden, lasst gefälligst zumindest einen kleinen Fluchtweg und die
Leute erst raus! Das hilft in solchen Fällen ungemein!
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