Sonntag, 7. Juli 2013

Menschen an Automatiktüren

Der Mensch an sich ist schon ein komisches Wesen und das meine ich jetzt ganz und gar nicht körperlich sondern mehr so psychisch. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass die Spezies Mensch besonders gern stehen bleibt, an den unmöglichsten Stellen. Ich befürchte es handelt sich dabei um einen tragischen Gendefekt. Verantwortlich dafür das sogenannte Plötzlich-nicht-mehr-weiter-Gen. Evolutionstechnisch eindeutig eine Fehlentwicklung, denn ist nicht gerade der in der Tierwelt weit verbreitete, besonders gut ausgeprägte Fluchtreflex ein wichtiger Garant für das Überleben? Sollte das Im-Weg-rum-stehen jedoch dazu dienen, die Weltbevölkerung ein wenig zu dezimieren, muss leider festgestellt werden, dass die Methode etwas zu ineffektiv ist. Ich wäre ja dafür, dass Menschen, die unvermittelt stehen bleiben und dabei anderen, zielstrebigen Menschen sinnlos im Weg stehen, auf der Stelle weggebeamt werden.
Das Phänomen der plötzlichen Fortbewegungsverweigerung tritt besonders gern an den ungeeignetsten Stellen auf. Zum Beispiel am Ende von Rolltreppen. Warum zum Teufel bleiben einige Leute am Ende der vollbesetzten Rolltreppe einfach stehen? Haben die nicht mitbekommen, dass das Förderband ab hier nicht mehr für den Personentransport verantwortlich ist? Haben die plötzlich Orientierung verloren? Obwohl sie gerade mehrere Minuten lang, schnurgerade auf ein ganz offensichtliches Ziel zugefahren sind. Es mag ja nicht so tragisch sein, wenn man sich - auf der neuen Ebene angekommen - erst einmal umschauen möchte und man ganz allein auf der Rolltreppe unterwegs war. Aber wenn diese fahrenden Stufen voll besetzt sind, was in der Regel auch von den Vorausfahrenden bemerkt werden sollte, und der Personennachschub deshalb kontinuierlich fortgesetzt wird, was zur Folge hat, dass es unausweichlich zu Stau und im schlimmsten Fall zum berühmt berüchtigten Dominoeffekt kommt, ist es doch nicht zu viel verlangt zwei Schritte zu tun und zumindest eine kleine Fluchtmöglichkeit zu bieten. Anderes Beispiel, im Supermarkt. Da sind doch immer so Drehkreuze - fragt mich nicht wieso! - eines für Menschen und eines mit so Plastikfransen für die Einkaufswagen. Zugegeben, es ist koordinativ schon leicht anspruchsvoll sich selbst durch die Personenvereinzelungsanlage - die heißen wirklich so - und den rollenden Einkaufskorb parallel durch das andere Ding zu schieben. Aber ist das wirklich so anstrengend, dass man danach erst mal eine kurze Pause benötigt? An der fehlenden Orientierung kann es hier ja eigentlich nicht liegen. Es sei denn das im vorhergehenden Beitrag beschriebene Phänomen ist gerade mal wieder eingetreten. Allerdings kann man in so einem Supermarkt durchaus auch noch einmal zurück gehen, wenn man etwas vergessen oder eben nicht gefunden hat. Nervt zwar, ist aber, wie ich erst neulich feststellen durfte, tatsächlich möglich. Zum Schluss hab ich noch ein drittes Beispiel, bei dem zahlreichen Menschen regelmäßig in ihren persönlichen Standby-Modus verfallen. Genau: automatische Schiebetüren. Spannender Weise sind die meisten von diesen verrückten Dinger so konstruiert, dass man erstens hindurchschauen kann und zweitens sie sich wie von Zauberhand öffnen und man nicht dagegen rennt. Passiert Letzteres doch, folgt in der Regel großes Gelächter. Jedoch scheint das erfolgreiche überwinden dieser Hindernisse manch einen so extrem zu fordern, dass man direkt dahinter kurz verschnaufen muss. Denn auch hier möchte ich den Orientierungsverlust nicht als Ausrede gelten lassen, da man - wie gesagt - zumeist schon bei der Annäherung von drinnen hinaus oder von draußen hinein schauen kann. Eine besondere magische Anziehungskraft scheinen jedoch Automatiktüren an fahrenden Objekten auszuüben. Hier lässt sich ganz oft sogar eine Verdopplung des Im-Weg-herum-steh-Effektes beobachten. Denn kommt ein solches Fahrzeug - ein Zug, ein Bus, eine Straßenbahn, beziehungsweise eine Tram (für die aus den gebrauchten Bundesländern) - zum Halten und eine Schiebetür öffnet sich, steht immer mal wieder bereits eine breite Menschenfront wie angewurzelt direkt davor. Dann stehen sich urplötzlich zwei Personenfronten versteinerte gegenüber. Schafft es dann tatsächlich einer von Innen nach draußen, muss diese Person natürlich direkt wieder wie paralysiert stehen bleiben. In dem Fall hilft dann oft nur noch rohe Gewalt, damit das System nicht vollständig zum erliegen kommt. Und an alle Kampfrentner mit ihren Rollatorpanzern, Mütter mit Kinderwagen und unkontrollierte Kinderhorden die sich gern darüber echauffieren, wenn Sie von Aussteigenden blöd angeguckt oder berührt werden, lasst gefälligst zumindest einen kleinen Fluchtweg und die Leute erst raus! Das hilft in solchen Fällen ungemein!

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