Mittwoch, 3. Juli 2013

Supermarkt Shuffle

Freitag, die Woche ist zum Glück geschafft und das Wochenende steht vor der Tür. Da kommt plötzlich der kleine Hunger um die Ecke und du machst dich auf zu deinem Kühlschrank. Dort angekommen reißt du voller Vorfreude die Tür auf und entdeckst... ziemlich viel Nichts - ein halbes Stück Butter, 'ne Flasche Ketschup und ein Glas saure Gurken. Da kannst du im Netz suchen, solange du willst, da wird kein Festmahl draus. Also schnell zum Supermarkt des Vertrauens, bevor die ganzen Rentner ebenfalls zu ihrem Wochenendeinkauf aufbrechen. Das Wetter für die nächsten Tage lädt mal wieder eher zum Drinnen bleiben ein und der Blick nach draußen verheißt schon jetzt nichts Gutes. Darum jetzt schnell alle Gedanken zusammen nehmen, in Gedanken den Einkaufszettel erstellen und die Pfandflaschen aus der Abstellkammer einpacken. Ein letzter schneller Blick aus dem Fenster, alles noch trocken! Los geht's! In einer halben Stunde bin ich zurück!
Kaum hab ich mich zehn Meter von der Haustür entfernt, öffnet er Himmel seine Schleusen und der kurze Weg zum Supermarkt ist gerade lang genug, um pitsche-patsche nass zu werden. Unter dem Vordach angekommen den Chip in den Wagen und ab ins Tr... Scheiße Vorderrad blockiert! Neuer Wagen, nur leichter Linksdrall, besser! ... ab ins Trockene. Kurz hinter dem Drehkreuz sieht auch alles aus wie immer. Links die Cornflakes, auf der anderen Seite Kuchen und Brot. Doch der Eindruck täuscht, weiter hinten sieht alles irgendwie anders aus, aber das soll uns nicht aus der Ruhe bringen. Erstmal so tun, als sei nichts passiert. Obwohl es schon ein wenig irritierend ist, wenn da wo sonst Obst und Gemüse zu finden waren, plötzlich Kühltruhen mit Unmengen Fleisch stehen. Egal, am Ende des ersten Ganges um 180 Grad drehen und in Gang 2 einbiegen. Nachdem ich nun also die "Fleisch-ist-mein-Gemüse-Passage" auch von der anderen Seite betrachten konnte, gelange ich in die Abteilung Chips und Co. rechts und Säfte links. Zumindest beim letzten Einkauf war das noch so. Und das ist ja nun auch schon vier lange Tage her. Jetzt sind aus den Chips plötzlich Cookies geworden - okay das liegt nicht allzu weit auseinander - aber statt dem Saft stehen da neuerdings Kisten voller Wein. Die nächste Wende, direkt vor den Kassen, verrät aber zum Glück, dass Tetrapack und Mehrwegflasche nur die Seite gewechselt haben. Während der Billigfusel seit Neuestem in Holzkisten präsentiert wird, lagern die alkoholfreien Getränke jetzt nur noch auf Paletten. Die Regale hat man eingespart. Aber dank der liebevollen Platzierung in Bodennähe und des dadurch massiv verbesserten Überblicks, kann man ganz leicht erkennen, dass Regale auch vollkommen überflüssig sind. Denn die Paletten mit Saft und Co. werden von den Paletten mit Wasser-, Limo- und Cola-Sixpacks abgestützt. Der Weg führt uns also wieder in die Tiefe des Raumes, vorbei an den Aktionsflächen, zurück in die Fleisch-Kühltruhen-Landschaft. Der Blick von oben auf die aufgereihten Plastiksärge hat ein bisschen was von Lenin Mausoleum. Angekommen am hinteren Ende des Supermarktes steht man vor den drei laufenden Metern Kühlschrank, in denen vorher das gesamte anti-vegetarische Angebot Platz fand - jetzt sind es etwa zwölf. Das Kühlregal ist dafür nun beinahe leer. Zurück in Richtung Kassen geht es entlang der Kühlregale die traditionell mit Wurst, Käse und sonstigen Molkereiprodukten befüllt sind. Aber natürlich ist auch hier einmal bunt durchgemischt worden. Einzig die Hygieneartikel direkt vor der Kasse scheinen unverändert in den Regalen verblieben zu sein. Ich habe mich nun also komplett durch den neuen Supermarkt gekämpft und der Einkaufswagen ist auch gefüllt. Aber besser nochmal ein Kontrollblick bevor ich mich anstelle. Gute Idee, denn ich brauchte doch auch noch eine Dose Tomaten. Aber wo sind eigentlich die Konserven? Weg? Ich stehe mit fragendem Blick vor dem Regal, wo die Konserven sonst immer waren, und ich stehe hier nicht alleine. Also zurück zum Anfang, denn wenn ich eines schon begriffen habe, dann dass die jetzt überall sein können. Heißt im Klartext: Augen auf und zweite Runde. Erst jetzt  fällt mir auf, wie gleichermaßen plan- und hilflos ausnahmslos alle durch den Markt irren. Nach wenigen Minuten entdecke ich dann schließlich die Konserven - zwischen Kaffee und Mehl. Ich beschließe spontan mich erst auf die Suche nach dem Tee, der vorher dort war, zu machen, wenn ich mal wieder welchen benötige. Nun schnell zur Kasse. Schnauze voll! Bezahlen, einpacken und dann ab nach Hause. Es ist inzwischen fast dunkel, aber es regnet immer noch. Als ich dann nach knapp eineinviertel Stunde endlich zu Hause angekommen bin, alles auspacken und im Kühlschrank verstauen. Dann der Schreck: wo sind eigentlich die Nudeln? Ja wo sind eigentlich die Nudeln?

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