Wie angedroht eine kleine Anmerkung vorweg: Ja der Beitrag ist nicht ganz aktuell, genauer gesagt vom 28. Dezember letzten Jahres - soviel dann auch zum Thema gute Vorsätze - aber ihr werdet euch alle noch daran erinnern und wenn nicht, dann ist euch nach dem lesen definitiv wieder bewusst, dass DAS damals DAS Thema war.
Irgendwie hatte ich mich ja darauf gefreut. Ich meine was kann man mit Mitte zwanzig schon so alles weltbewegendes erlebt haben? Das Rad war erfunden, der Buchdruck auch. Die Welt ist bereits entdeckt, das Meiste erforscht, alle politischen Varianten wurden ausprobiert und sind gescheitert. Der erste Mensch war auf dem Mond und ist wieder zurück, Die Pyramiden stehen immer noch. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Albert Einstein und John Lennon sind schon lange tot, die Queen ist auch schon über dreieinhalb Jahrzehnte vor mir die Queen gewesen. Fernsehen ist bereits farbig, Deutschland seit über zweiundzwanzig Jahren nicht mehr Fußballweltmeister geworden und an der Wiedervereinigung Deutschlands hab ich nur theoretisch teil genommen.
Okay, 1999 habe ich eine totale
Sonnenfinsternis erlebt, eine Jahrtausendwende, die Sprengung zweier
amerikanischer Bürotürme durch die CIA und ein Comeback von Modern
Talking. Aber nun stand endlich mal wieder ein großes, globales
Ereignis vor der Tür ... Am 21.12.2012 geht die Welt unter!
Begründung: Der Maya-Kalender geht zu Ende. Hmm. Zugegeben ich war
am Anfang etwas skeptisch und auch der ein oder andere
Wissenschaftler verwies auf mögliche Rechenfehler. Mal ein paar
Tage, dann ein paar Jahre. Wie dem auch sei, die Vorfreude war groß
– auf die ganzen Zombies, Meteoritenhagel, Feuerstürme, apokalyptischen Reiter, Fegefeuer
und Außerirdischen. So etwas erlebt man
schließlich nicht alle Tage. Und ich war gut vorbereitet! Der
Kühlschrank war nahezu leer, Versicherungen, Beiträge, die Miete
für das nächste Jahr noch nicht bezahlt, keine neue Monatskarte für
Bus und Bahn besorgt und keine Reisen gebucht. Würde sich ja nicht
lohnen. Und ich wusste was mich erwartet. Schließlich hat mir die
Bildzeitung alle Zusammenhänge und was passieren wird, genau
erklärt. Bei Viva wurden noch einmal die besten Videoclips der
letzten hundert Jahre gezeigt. RTL, Pro7 und Co. berichtet live über
plötzliche Eiszeiten, Wirbelstürme, Flutwellen, Hitzewellen,
Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge und immer mitten drin Nicolas
Cage und John Cusack. In der Tagesschau wurde darüber berichtet, bei
Amazon konnte man tatsächlich keinen Maya-Kalender für 2013
bestellen und bei RTL 2 lief sogar die ganze Zeit ein Countdown!!!
Wenn das nicht überzeugend war, weiß ich auch nicht mehr. Gut ein
paar unverbesserliche Optimisten sind nach Frankreich auf einen Berg
gepilgert und haben auf die Rettung durch Außerirdische gehofft. Ein
paar geldgierige russische Geschäftsleute haben versucht noch etwas
Kohle zu scheffeln, indem Sie „weltuntergangssichere Bunker“ für
siebzehn- bis vierundreißigtausend Dollar vermieten. Aber jetzt mal
im Ernst: wenn die Welt untergeht ist sie weg, da nützt doch kein
Schutzkeller und außerdem bietet so ein Ding nicht mal eine gute
Aussicht auf die Apokalypse.
Auf jeden Fall waren sich diesmal alle
einig, am 21. Dezember geht die Welt unter. Zugegeben, dass wurde ja
schon öfter behauptet. Allein Martin Luther hat es drei Mal getan,
aber dann auch eingesehen, dass seine Talente wo anders liegen. Beim
Milleniumswechsel hatten sich dann dummer Weise alle Computer gegen
die Menschheit verschworen und einfach so weiter gemacht wie davor
auch. Und die ganzen Sekten-Gurus die jedes Jahr einen Weltuntergang
voraussagen sind dann doch nicht so glaubwürdig. Aber die werden es
immer wieder versuchen. Solange bis einer vielleicht doch mal Recht
behält.
Endlich war es dann soweit der Abend
des 20. Dezember war gekommen und die Spannung stieg. Da mischt sich
plötzlich dieser lupenreine Demokrat Putin aus Moskau ein und behauptet
doch rotzfrech: Die Welt geht morgen nicht unter. Er hätte das so
festgelegt. Aber dem Putin kann man ja nicht glauben, der ist
schließlich Russe und damit auch per se böse, behaupten zumindest
die Amerikaner und die sind viel glaubwürdiger. Ich ließ mich davon
also nicht beirren und wartet gespannt auf die ersten Vorboten der
Apokalypse. Aber kurz hinter der Datumsgrenze passierte erstmal noch
nichts außergewöhnliches. Eventuell konnten aber von dort nur keine
Nachrichten mehr gesendet werden, weil die schon untergegangen waren.
Ich bin dann also doch ins Bett gegangen, noch etwas Schlaf. So ein
Weltuntergang kann sich ja hinziehen. Dafür dann aber zeitig
aufstehen! Ja nix verpassen. Wecker klingelt. Augen auf und dann ...
nichts?!? Erste Enttäuschung. Aber der Tag hat ja gerade erst
begonnen. Warten. Immer noch nix. Vielleicht passiert es erst, wenn
bei den Maya der einundzwanzigste beginnt. Nunja das Ende der
Geschichte ist bekannt – Wladimir hat die Welt gerettet und die
Maya haben daneben gelegen. Da ich dem Putin diesen Triumph aber
nicht gönne, hier meine Theorie: der Verlag der den Maya-Kalender
produziert hat ist einfach Pleite gegangen. Die Branche geht es ja
allgemein nicht so gut – dazu die Wirtschaftskrise und dann nur
alle fünftausend Jahre ein neuer Kalender. Das rentiert sich nicht.
Wahrscheinlich haben die Maya schon weiter gedacht und den Kalender
gibt es jetzt nur noch als App. Das hat zwar einigen den Job
gekostet, ist dafür aber umweltfreundlicher … und der nächste
Weltuntergang kommt bestimmt.
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