Sonntag, 19. Mai 2013

Putin und die Biene Maya

Wie angedroht eine kleine Anmerkung vorweg: Ja der Beitrag ist nicht ganz aktuell, genauer gesagt vom 28. Dezember letzten Jahres - soviel dann auch zum Thema gute Vorsätze - aber ihr werdet euch alle noch daran erinnern und wenn nicht, dann ist euch nach dem lesen definitiv wieder bewusst, dass DAS damals DAS Thema war.
 
Irgendwie hatte ich mich ja darauf gefreut. Ich meine was kann man mit Mitte zwanzig schon so alles weltbewegendes erlebt haben? Das Rad war erfunden, der Buchdruck auch. Die Welt ist bereits entdeckt, das Meiste erforscht, alle politischen Varianten wurden ausprobiert und sind gescheitert. Der erste Mensch war auf dem Mond und ist wieder zurück, Die Pyramiden stehen immer noch. Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Albert Einstein und John Lennon sind schon lange tot, die Queen ist auch schon über dreieinhalb Jahrzehnte vor mir die Queen gewesen. Fernsehen ist bereits farbig, Deutschland seit über zweiundzwanzig Jahren nicht mehr Fußballweltmeister geworden und an der Wiedervereinigung Deutschlands hab ich nur theoretisch teil genommen.
Okay, 1999 habe ich eine totale Sonnenfinsternis erlebt, eine Jahrtausendwende, die Sprengung zweier amerikanischer Bürotürme durch die CIA und ein Comeback von Modern Talking. Aber nun stand endlich mal wieder ein großes, globales Ereignis vor der Tür ... Am 21.12.2012 geht die Welt unter! Begründung: Der Maya-Kalender geht zu Ende. Hmm. Zugegeben ich war am Anfang etwas skeptisch und auch der ein oder andere Wissenschaftler verwies auf mögliche Rechenfehler. Mal ein paar Tage, dann ein paar Jahre. Wie dem auch sei, die Vorfreude war groß – auf die ganzen Zombies, Meteoritenhagel, Feuerstürme, apokalyptischen Reiter, Fegefeuer und Außerirdischen. So etwas erlebt man schließlich nicht alle Tage. Und ich war gut vorbereitet! Der Kühlschrank war nahezu leer, Versicherungen, Beiträge, die Miete für das nächste Jahr noch nicht bezahlt, keine neue Monatskarte für Bus und Bahn besorgt und keine Reisen gebucht. Würde sich ja nicht lohnen. Und ich wusste was mich erwartet. Schließlich hat mir die Bildzeitung alle Zusammenhänge und was passieren wird, genau erklärt. Bei Viva wurden noch einmal die besten Videoclips der letzten hundert Jahre gezeigt. RTL, Pro7 und Co. berichtet live über plötzliche Eiszeiten, Wirbelstürme, Flutwellen, Hitzewellen, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge und immer mitten drin Nicolas Cage und John Cusack. In der Tagesschau wurde darüber berichtet, bei Amazon konnte man tatsächlich keinen Maya-Kalender für 2013 bestellen und bei RTL 2 lief sogar die ganze Zeit ein Countdown!!! Wenn das nicht überzeugend war, weiß ich auch nicht mehr. Gut ein paar unverbesserliche Optimisten sind nach Frankreich auf einen Berg gepilgert und haben auf die Rettung durch Außerirdische gehofft. Ein paar geldgierige russische Geschäftsleute haben versucht noch etwas Kohle zu scheffeln, indem Sie „weltuntergangssichere Bunker“ für siebzehn- bis vierundreißigtausend Dollar vermieten. Aber jetzt mal im Ernst: wenn die Welt untergeht ist sie weg, da nützt doch kein Schutzkeller und außerdem bietet so ein Ding nicht mal eine gute Aussicht auf die Apokalypse.
Auf jeden Fall waren sich diesmal alle einig, am 21. Dezember geht die Welt unter. Zugegeben, dass wurde ja schon öfter behauptet. Allein Martin Luther hat es drei Mal getan, aber dann auch eingesehen, dass seine Talente wo anders liegen. Beim Milleniumswechsel hatten sich dann dummer Weise alle Computer gegen die Menschheit verschworen und einfach so weiter gemacht wie davor auch. Und die ganzen Sekten-Gurus die jedes Jahr einen Weltuntergang voraussagen sind dann doch nicht so glaubwürdig. Aber die werden es immer wieder versuchen. Solange bis einer vielleicht doch mal Recht behält.
Endlich war es dann soweit der Abend des 20. Dezember war gekommen und die Spannung stieg. Da mischt sich plötzlich dieser lupenreine Demokrat Putin aus Moskau ein und behauptet doch rotzfrech: Die Welt geht morgen nicht unter. Er hätte das so festgelegt. Aber dem Putin kann man ja nicht glauben, der ist schließlich Russe und damit auch per se böse, behaupten zumindest die Amerikaner und die sind viel glaubwürdiger. Ich ließ mich davon also nicht beirren und wartet gespannt auf die ersten Vorboten der Apokalypse. Aber kurz hinter der Datumsgrenze passierte erstmal noch nichts außergewöhnliches. Eventuell konnten aber von dort nur keine Nachrichten mehr gesendet werden, weil die schon untergegangen waren. Ich bin dann also doch ins Bett gegangen, noch etwas Schlaf. So ein Weltuntergang kann sich ja hinziehen. Dafür dann aber zeitig aufstehen! Ja nix verpassen. Wecker klingelt. Augen auf und dann ... nichts?!? Erste Enttäuschung. Aber der Tag hat ja gerade erst begonnen. Warten. Immer noch nix. Vielleicht passiert es erst, wenn bei den Maya der einundzwanzigste beginnt. Nunja das Ende der Geschichte ist bekannt – Wladimir hat die Welt gerettet und die Maya haben daneben gelegen. Da ich dem Putin diesen Triumph aber nicht gönne, hier meine Theorie: der Verlag der den Maya-Kalender produziert hat ist einfach Pleite gegangen. Die Branche geht es ja allgemein nicht so gut – dazu die Wirtschaftskrise und dann nur alle fünftausend Jahre ein neuer Kalender. Das rentiert sich nicht. Wahrscheinlich haben die Maya schon weiter gedacht und den Kalender gibt es jetzt nur noch als App. Das hat zwar einigen den Job gekostet, ist dafür aber umweltfreundlicher … und der nächste Weltuntergang kommt bestimmt.

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